Die Beziehungen zwischen Novartis und ihren Sanierungspartnern ERM, Marti und Züblin, die das STEIH-Projekt 2014 übernahmen, kamen gleich zu Beginn auf den Prüfstand. Doch dank gegenseitigem Vertrauen bewältigte das Team selbst die grössten Herausforderungen.
Text von Goran Mijuk, lllustrationen von Ikonaut, Fotos von Gregory Collavini
Installation einer zweiten, dichten Zeltwand.
Publiziert am 01/07/2021
Andi Trüssel ist ein sachlicher Mensch. Der Novartis-Ingenieur und Armeeoffizier ist direkt und spricht unverblümt. Doch gerade seine praktische Art, sein klarer Kommunikationsstil und die Tatsache, dass er in schwierigen Zeiten auf Vertrauen setzte, haben massgeblich dazu beigetragen, das STEIH-Sanierungsprojekt erfolgreich abzuschliessen.
«Sanierungen gehören eigentlich nicht zu meinem Spezialgebiet, denn ich bin von Haus aus Elektroingenieur», gesteht Trüssel. «Doch als Oberst im Generalstab der Schweizer Armee weiss ich, wie man Projekte durchführt und erfolgreich zu Ende bringt.»
Als Trüssel Ende 2013 gebeten wurde, das Projektteam von Novartis zu ergänzen, war noch kein Erfolg in Sicht. Das STEIH-Sanierungsprojekt zur Beseitigung der Lindan-Rückstände neben dem Novartis-Campus hatte einen beträchtlichen Rückschlag erlitten. Hinzu kam öffentliche Kritik, nachdem einige Monate zuvor unerwartet Abfallstoffe in die Umwelt gelangt waren. Trüssel sollte klären, wie sich das Projekt wieder auf die Erfolgsspur bringen liess und ob eine weitere Zusammenarbeit mit dem bisherigen externen Sanierungspartner sinnvoll war.
Trüssel, der bei seiner Arbeit auf Strenge und Disziplin setzt und keine unkoordinierten Herangehensweisen duldet, gelangte rasch zum Schluss, dass die Standortsanierung künftig von einem anderen Team durchgeführt werden musste. «Es gab einfach zu viele Unstimmigkeiten, und irgendwann kommt man bei einem solchen Mammutprojekt zu dem Punkt, an dem ein Neuanfang die einzige Lösung ist.»
Als sich Novartis nach neuen potenziellen Partnern umsah, stiess sie auf die Schweizer Sanierungsfirma Marti. Trüssel verstand sich auf Anhieb mit ihrem Chef Manuel Schiffmann. «Es wurde uns gleich zu Beginn klar, dass wir es hier mit einem erfahrenen Anbieter zu tun hatten, der unsere Herausforderungen verstand und wesentlich zur richtigen Lösung beitragen würde», macht Trüssel deutlich.
Schon bald danach schloss Novartis mit Marti Infra AG sowie deren Kooperationspartner Züblin Umwelttechnik GmbH eine Arbeitsvereinbarung. Auch die Environmental Resources Management, kurz ERM, stiess in dieser Zeit zur Sanierungsgruppe.
Die Zusammenarbeit zwischen den Partnern wurde allerdings schon bald auf eine harte Probe gestellt. Klemens Müller von ERM erinnert sich gut daran: «Als wir in den Zelten begannen, das kontaminierte Erdreich abzutragen, versagten die Maschinen regelmässig den Dienst. Innert dreier Wochen hatten wir fünf defekte Maschinen und so gut wie keinen funktionierenden Bagger mehr. Diese regelmässigen Ausfälle konnten wir uns zunächst nicht erklären.»
Marti und Züblin, die in der Vergangenheit bereits andere Sanierungsprojekte bewältigt hatten, sowie ERM kennen sich mit der Beseitigung von Industrieabfällen bestens aus. Riesenprojekte wie das Versetzen von Brücken oder das Abtragen kontaminierter Industrieböden sind für sie Routine.
Doch dieses Projekt war anders. Als sie die STEIH-Sanierung übernahmen, setzten sie in einem ersten Schritt die Zelte instand, unter denen die mit Lindan kontaminierte Erde ausgegraben wurde. Dann installierten sie Hydrauliksysteme, um die Zelte über den gesamten Sanierungsplatz bewegen zu können und so Zeit zu sparen. Zudem kam ein neues Belüftungssystem mit Staub- und Aktivkohlefiltern sowie einer Kühlanlage zum Einsatz. Doch all die Verbesserungen, die den Sanierungsprozess schneller und sicherer machen sollten, erwiesen sich als wirkungslos, als die ersten Maschinen unvermittelt ihren Geist aufgaben.
«Wir bemühten uns zusammen mit unseren Baumaschinenherstellern Caterpillar und Liebherr um eine Lösung. Doch die hatten auch keine Erklärungen für die Umstände, die zuvor so noch nie aufgetreten waren», erklärt Züblin-Projektleiter Hans-Ulrich Knehr. «Erst später fanden wir heraus, dass das Problem darauf zurückzuführen war, dass Chlor ins Kühlsystem der Maschinen eingetreten war. Dadurch bildete sich Salzsäure, die die Maschinen korrodieren liess. Erst dann fanden wir eine Lösung.»
Andi Trüssel leistete dabei wichtige Unterstützung. «Da es noch viele weitere offene Fragen gab, war ein weiterer Projektstillstand mit grossen Verzögerungen und anschliessendem rechtlichem Klärungsbedarf nicht auszuschliessen. Das wollte ich vermeiden und so schnell wie möglich eine technische Lösung finden. Ich war überzeugt, dass die Experten von Marti, Züblin und ERM die richtigen Lösungen finden würden, und zweifelte nicht daran, dass ich mit meinem Bauchgefühl bei der ersten Zusammenkunft mit Manuel Schiffmann richtiggelegen hatte.»
Trüssel vertraute auf die Fähigkeit der Teams, einen Weg aus der Sackgasse zu finden. Er setzte sie weder durch Androhen rechtlicher Konsequenzen noch durch finanzielle Vorgaben unter Druck, die die Teams bei ihren Bemühungen um eine Dauerlösung behindert hätten.
Seine Taktik ging auf. Innert weniger Wochen warteten Züblin und Marti mit einer schlüsselfertigen Lösung auf, mit der sich die Maschinen reparieren und für die restliche Sanierungsphase funktionstüchtig halten liessen, während die aufwendige Arbeit unter den Zelten weiterging.
Die Mitarbeitenden von Marti, Züblin und ERM erinnern sich noch gut an die hektische Anfangsphase und unterstreichen, wie wichtig Vertrauen bei der Lösung dieser Probleme war. «Wir hatten jede Menge Vertrauen, insbesondere in Andi Trüssel», stellt Klemens Müller klar. «Das gab letztlich den Ausschlag. Wir beschlossen, die Maschinenausfälle nicht als Vorwand für einen Projektstopp zu nutzen, sondern weiter hart an einer Lösung zu arbeiten.»
So sieht es auch Hans-Ulrich Knehr: «Ohne Andi Trüssel hätten wir uns möglicherweise in eine rechtliche Diskussion verstrickt. Bei einem derart komplexen und risikobehafteten Projekt ist klare und direkte Kommunikation wichtig und Vertrauen zwischen den Partnern unentbehrlich. Das sollte allen Beteiligten eines solchen Projekts bewusst sein. Auch wenn alle Projektkomponenten, darunter auch eine transparente Projektführung, unter Dach und Fach sind, lassen sich Berge nur mit Vertrauen zwischen den Partnern versetzen.»
Auch Trüssel sieht dies so: «Im Nachhinein und damit fast sechs Jahre nach unseren gemeinsamen Bemühungen kann ich nur wiederholen, dass wir optimal zusammengearbeitet haben. Und das nicht zuletzt deshalb, weil Marti und Züblin Unternehmen sind, die sich Vertrauen und Integrität auf die Firmenfahnen geschrieben haben. Ich bin den Kollegen von Marti, Züblin und ERM dankbar, dass wir auf derart kollegiale Weise zusammenarbeiten konnten.»
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