Das Herz von St. Johann
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Wachsendes Umweltbewusstsein
Die Tunnelbauer vom St. Johann-Areal
Vergangenheit und Gegenwart treffen sich
Die Zukunft beginnt
Ende Feuer im St. Johann-Areal
Energiezielwert als Leitlinie
Individuelle Lösungen für Campus-Gebäude
Geospeicher halbiert Energieverbrauch
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Vom Kohlebunker zum Geospeicher

Während mehr als 100 Jahren war es das «Herz» des Areals St. Johann in Basel: das Kesselhaus, in dem ein grosser Teil der im Werk benötigten Energie erzeugt wurde. Nun sind die Kohlebunker geleert, die Feuer unter den Dampfkesseln erloschen, und der Rückbau beginnt. Gleichzeitig entstehen auf einer nahegelegenen Baustelle Geospeicher, die Neubauten ökologisch mit Wärme und Kühlung versorgen. Dieser Wandel im Umgang mit Energie und Emissionen wird auf dem Campus in Basel – dem ehemaligen Stammareal der Sandoz – besonders deutlich.

Text von Michael Mildner und Goran Mijuk

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Aufnahmen aus den 1930er-Jahren im Werk St. Johann. Kohlenschlackenhalde vor dem Kesselhaus.

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Dieser Artikel wurde ursprünglich im Oktober 2015 publiziert.

Wenn sich Walter Mebert und seine Kollegen von der Energiegruppe kurz vor Weihnachten auf dem Novartis Campus in Basel treffen, dann reservieren sie stets den gleichen Raum: ein Eckzimmer im ersten Stock des Restaurants Dodici. Das Essen dort ist gut, sicher, und die Bedienung freundlich. Aber das ist nicht der Grund dafür, dass ihre Wahl jedes Jahr gleich ausfällt – was sie wirklich interessiert, ist die freie Sicht auf ihren ehemaligen Arbeitsort, das Kesselhaus, und die Gebäude der Energiezentrale.

Auch viele Jahre nach ihrer Pensionierung sind sie alle noch vom Thema Energie fasziniert, und jedes Mitglied der rund 20-köpfigen «Energiegruppe», wie sie sich selbst nennen, beschäftigt sich gerne mit den aktuellen Entwicklungen bei Novartis. Die meisten von ihnen hatten früher schon einmal eine Kohlenschaufel in der Hand, um die Dampfkessel zu beheizen; heute lassen sie sich mit Begeisterung die modernen Gebäudeheizsysteme auf dem Campus erklären.

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Arbeiter beheizen den Dampfkessel mit Kohle.

Das Herz von St. Jo­hann

Walter Mebert ist einer der aktivsten Vertreter der Energiegruppe. Zwei- bis dreimal pro Jahr organisiert er Ausflüge, Informationsanlässe und Treffen für die Mitglieder. Für Mebert, der eine Ausbildung als Apparatebauer absolvierte und danach einige Jahre als Seemann um die Welt fuhr, begann die Karriere bei Sandoz 1965 mit der Anstellung als Heizer im Kesselhaus – also vor genau 50 Jahren.

Damals war er 23 Jahre alt. Heute, mit 73, kann Mebert auf eine langjährige Erfahrung im Bereich Energie und Umweltschutz zurückblicken. Nach seiner Tätigkeit im Kesselhaus arbeitete er bis zu seiner Pensionierung in der Planung, Umsetzung und Instandhaltung der Energieleitungs- und Kanalisationstunnel, die auch heute noch verschiedene Energie- und Wasserarten in die Gebäude und zur Entsor-gung bringen.

Sein Kollege Paul Kneubühler weiss genau, warum sich die Mitglieder der Energiegruppe so sehr für ihren ehemaligen Arbeitsplatz interessieren. Er geht einen Schritt zum Fenster und zeigt aufs Kesselhaus: «Das hier ist mehr als nur eines von vielen Gebäuden auf dem Areal», sagt Kneubühler mit Stolz. «Für uns ist es noch immer das Herz von St. Johann. Hier haben wir die Energie hergestellt, die dann im ganzen Werksareal für Produktion, Forschung und Heizung verwendet wurde.»

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Ein Arbeiter kontrolliert das Feuer im Dampfkessel.

Le­bens­wich­tig für das Un­ter­neh­men

Kesselhäuser bezeichnen Gebäude, in denen Dampfkessel mit Feuerung aufgestellt werden. Sie waren unverzichtbar für die Versorgung von Produktion, Labors und Verwaltungsgebäuden mit Dampf, Heisswasser und Wärmeenergie – und zwar seit der Gründung der chemischen Fabrik Kern & Sandoz 1886 bis zur Stilllegung des letzten Kesselhauses 2014. Das Unternehmen konnte mit seiner eigenen Zentrale günstige Energie herstellen und erst noch die Versorgungssicherheit garantieren.

Mitte der 1960er-Jahre, als Walter Mebert im Kesselhaus arbeitete, wurde der Dampf vor allem mit Kohle erzeugt. «Damals kamen ständig neue Eisenbahnwaggons mit Nachschub aus dem deutschen Saarland an; die Schienen gingen durchs ganze Areal direkt bis zum Kesselhaus. Zu Spitzenzeiten waren das 55 Waggons mit mehr als 1300 Tonnen Kohle pro Woche, die wir in die Kohlebunker füllten», weiss Mebert, der sich zusammen mit seinem Arbeitskollegen René Ris noch oft daran erinnert, wie sie den letzten Waggon entleert haben. Ris schildert, was damals passiert ist: «Das war mitten im tiefsten Winter, und die Kohle war ein einziger grosser, hartgefrorener Klumpen. Wir mussten sie mit Dampf auftauen und aus dem triefenden Waggon schaufeln. Das war eine solche Schufterei, dass danach nie mehr eine Kohleladung bestellt wurde.»

Die Arbeit im Kesselhaus war anstrengend, aber wegen der Schicht-, Feiertags- und Pikettzulagen auch gut bezahlt. Die Heizer hatten nur im Sommer am Wochenende frei. Im Winter wurde wesentlich mehr Energie benötigt. «Dann standen die Kessel nie still, wir arbeiteten in drei Schichten rund um die Uhr und an jedem Tag der Woche, inklusive Feiertage», erzählt Mebert. Das galt auch für Weihnachten und Silvester. «An Heiligabend brachte der Meister dann immer eine Torte mit, die seine Frau extra für uns gebacken hatte.»

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Die Energieleitungsrohre waren teilweise bis in die 1980er-Jahre aussen an den Gebäuden angebracht.

Wach­sen­des Um­welt­be­wusst­sein

Obwohl die Dampfkessel mit riesigen Mengen an fossilen Brennstoffen beheizt wurden, waren Umweltschutz und nachhaltige Energieversorgung bis Anfang der 1970er-Jahre kein grosses Thema in der chemischen Industrie Basels. Zwar gab es damals schon erste Ansätze, wie etwa die Bildung einer firmenübergreifenden Arbeitsgruppe für Boden-, Wasser-, Lufthygiene, aber es fehlten noch bindende Vorschriften und technische Möglichkeiten, etwa in der Reinigungs- und Messtechnik.

Erst die Aufnahme des Umweltschutzartikels in die schweizerische Bundesverfassung brachte eine stärkere Dynamik. Sowohl in der Industrie als auch in der Bevölkerung wurde man sich der Problematik zunehmend bewusst, und die Umweltschutzbemühungen verstärkten sich. Die Debatten um den «sauren Regen» Anfang der 1980er-Jahre, die Anstoss zur schweizerischen Luftreinhalteverordnung von 1985 waren, sowie der Brand von Schweizerhalle führten zu weiteren Massnahmen.

Entsprechend dieser Entwicklung wurde auch die Befeuerung im Kesselhaus immer umweltfreundlicher. Der ursprüngliche Kohlekessel wurde stillgelegt und 1962 durch zwei grosse Sulzer-Kessel ersetzt. Diese neuen Kessel konnten nun mit verschiedenen Brennstoffen beheizt werden. Bis 2014 wechselte die Befeuerung der Reihe nach von Kohle zu schwerem Heizöl, dann zu leichtem Heizöl, Heizöl extraleicht und schliesslich zu Erdgas. Die Fortschritte in der Verbrennungstechnologie, kombiniert mit dem Einsatz von ökologischeren Heizmaterialien, reduzierten den Schadstoffausstoss wesentlich.

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Blick auf das St. Johann-Areal im Jahr 1990.

Die Tun­nel­bau­er vom St. Jo­hann-Are­al

Neben der Abluft war auch das Abwasser ein grosses Problem für die chemische Industrie in Basel. Zwar drängte Sandoz auf die Realisierung einer Abwasseranlage im Elsass, für die der entsprechende Staatsvertrag bereits unterschrieben war. Doch aufgrund von Abstimmungsschwierigkeiten zwischen den Parteien dauerte es noch einige Jahre bis zum Abschluss dieses Projekts.

Während die Arbeiten für die neue Kläranlage nicht recht vom Fleck kamen, ergriff Sandoz die Initiative zum Bau von neuen Energie- und Kanalisationsleitungen im Werk St. Johann. Dafür wurde ein riesiges Netzwerk an Tunneln gegraben, in denen auch Abwasserleitungen lagen, die die verschiedenen Arten von Schmutzwasser getrennt entsorgten. Mebert, der 1970 vom Kesselhaus ins Energieleitungsteam wechselte, erlebte die Planung und Umsetzung dieses vorbildlichen, rund 30 Millionen Franken teuren Vorhabens selbst mit. Er erinnert sich: «Die neuen Energieleitungstunnels (ELT) lagen rund sechs Meter unter dem Werksgelände. Sie waren etwa vier mal vier Meter gross und zogen sich wie ein feines Netzwerk, das in jedes Gebäude führte, über das gesamte Areal. Wir konnten in diesen kilometerlangen Tunneln sogar mit dem Fahrrad fahren.»

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Blick auf einen der Dampfkessel, die 1962 im Kesselhaus installiert wurden.

Ver­gan­gen­heit und Ge­gen­wart tref­fen sich

Einige Meter unter den ELT befinden sich die Kanalisationstunnels. In ihnen wurden nun erstmals in der Werksgeschichte die verschiedenen Arten von Abwässern getrennt gesammelt und zur Entsorgung transportiert: das chemisch belastete Industrieabwasser zur mechanischen Vorreinigung und von dort zur Industriekläranlage ARA Huningue, die 1982 fertiggestellt wurde; das Schmutz- oder Fäkalabwasser via Rohrleitung unter der Dreirosenbrücke zur ARA Basel-Stadt, und das Regen- und Kühlabwasser direkt in den Rhein. Mit einem zusätzlichen Sicherheitssystem, das den Bau von speziellen Dohlen im ganzen Areal erforderte, sowie einem 1991 für 25 Millionen Franken erstellten Rückhaltebecken war man für schwere Havariefälle gerüstet.

Dieses heute noch intakte System der Energie- und Kanalisationstunnel ist ein häufiges Gesprächsthema zwischen Walter Mebert und Felix Finardi, einem Energieexperten, der Novartis im Bereich Design und Construction Management berät. Das System ist auch ein gutes Beispiel dafür, wie sich Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft auf dem Novartis Campus in Basel immer wieder überschneiden.

Der 55-jährige Finardi trifft sich gern mit den Pensionären der Energiegruppe. Sie alle teilen nicht nur die gleiche Begeisterung für Energiethemen – das heutige Campus-Team kann auch von den Leistungen der pensionierten Mitarbeitenden profitieren. Finardi nennt gleich ein Beispiel: «Das Energieleitungs- und Kanalisationssystem aus den 1970er-Jahren war einer der Gründe dafür, dass die Struktur des Campus von Vittorio Lampugnani so konzipiert wurde, wie wir es heute im Masterplan sehen. So können wir alle neuen Campus-Gebäude auf einfache Art mit Zu- und Ableitungen versehen, und nur wo es unbedingt nötig ist, werden zusätzlich unterirdische Anschlüsse erstellt. Alles andere wäre extrem aufwändig und unverhältnismässig teuer gewesen», erklärt Finardi.

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Detailaufnahme eines Dampfkessels.

Die Zu­kunft be­ginnt

Mit dem Beginn des Jahrtausends, als Walter Mebert in den Ruhestand trat, forcierte Novartis ihre Umweltschutzanstrengungen weiter. Dabei markiert das Jahr 2000 einen wichtigen Meilenstein in der Energiepolitik der Firma: Novartis unterzeichnete als eines der ersten Unternehmen den Global Compact der Vereinten Nationen, die damals grösste Initiative für unternehmerische Nachhaltigkeit. Mit ihrer Unterschrift verpflichteten sich die teilnehmenden Firmen zu einem überdurchschnittlichen und vorbildlichen Engagement im Umweltbereich.

Mit diesem Schritt setzte Novartis ein klares Signal, den Fokus in der Umweltpolitik über die Abfallentsorgung hinaus auf ein langfristig angelegtes, verantwortungsvolles Handeln zu legen. Oder, wie es im Nachhaltigkeitsbericht der Werke Basel zusammengefasst wird: «Novartis will anerkannt sein als Unternehmen, das seine gesellschaftliche Verantwortung ernst nimmt. In wohlverstandenem Eigeninteresse wollen wir unsere Geschäfte nachhaltig führen – im wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Sinn.»

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Walter Mebert an seinem ehemaligen Arbeitsplatz in der Energiezentrale auf dem St. Johann-Areal.

Ende Feu­er im St. Jo­hann-Are­al

Diese Ausrichtung auf Nachhaltigkeit bedeutete auch, dass die Zeit der rauchenden Schornsteine im St. Johann-Areal definitiv abgelaufen war. Die energie- und abfallintensive Chemieproduktion wurde bereits um die Jahrtausendwende zurückgefahren.

«Als wir mit der Planung des neuen Campus begannen, wurde schnell klar, dass ein 60 Meter hoher Schornstein nicht mehr zum Konzept passt», erinnert sich Finardi. «Dazu kommt, dass die Vorgaben bei den CO2-Emissionen permanent strenger werden. Das Beispiel des gerade eingeführten «carbon pricing», bei dem Novartis einen anspruchsvollen Wert von 100 US-Dollar pro Tonne CO2 festgelegt hat, zeigt dies deutlich – bei Investitionen wird künftig sogar noch mehr als heute auf einen möglichst tiefen CO2-Ausstoss geachtet. Die weltweite Energiestrategie des Unternehmens sieht ausserdem eine Reduktion der Treibhausgase um 30 Prozent bis ins Jahr 2020 vor, verglichen mit 2010. All diese Ziele hätten mit dem alten Dampfkessel-System natürlich nicht erreicht werden können.»

Damit diese hohen Ansprüche beim Ausbau des Campus wirklich erfüllt werden können, arbeitet Felix Finardi eng mit den Planungsteams für die Neubauten zusammen. Er liefert dabei die versorgungstechnischen Lösungen, die helfen, die Wünsche der Architekten mit den Energievorgaben zu vereinbaren. Bauliche Massnahmen, der Einsatz energieeffizienter Geräte und ein hoher Anteil an erneuerbaren Energien stehen dabei im Vordergrund.

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Aufgedampfte Solarzellen auf dem Glasgebäude von Frank Gehry.

En­er­gie­ziel­wert als Leit­li­nie

Gemeinsam mit den Behörden und externen Experten hat Novartis 2003 ein Vorgehen definiert, das als Richtlinie für Neubauten des Unternehmens verbindlich ist. Dabei wird für jedes Gebäude ein Energiezielwert festgelegt, der vom Planungsteam einzuhalten ist; die jährliche Überprüfung des Energieverbrauchs zeigt dann auf, ob noch Optimierungsbedarf besteht.

Bei der Festlegung des Energiezielwerts muss immer die spezifische Nutzung eines Gebäudes berücksichtigt werden. So haben beispielsweise die meisten der modernen Laborgebäude einen rund vier- bis sechsmal höheren Energieverbrauch pro Quadratmeter als reine Bürogebäude. «Der Grund dafür sind die hochspezialisierten und energieintensiven Anlagen, die etwa für Analysen zum Einsatz kommen und bei denen oft keine Wahlmöglichkeit für eine energiesparende Alternative besteht», erklärt Ivan Raffainer, Energiemanager bei Novartis.

Neben den Anstrengungen zur Reduktion der Treibhausgase und des Energieverbrauchs gibt es jedoch ein weiteres Ziel, das nicht ausser Acht gelassen werden darf: Die Versorgung mit Energien muss stets sichergestellt sein. «Mit dem Kesselhaus hatten wir natürlich die volle Kontrolle über die Wärmeproduktion im St. Johann-Areal; das ist auch ein wichtiger Grund dafür, dass diese Anlage so lange in Betrieb war», sagt Raffainer.

«Heute pflegt Novartis langfristige Beziehungen mit externen Partnern. Wir sind aber nicht vollständig von Energielieferungen abhängig», betont Raffainer. «Durch die innovativen Gebäudekonzepte, die wir in den Neubauten des Campus bereits realisiert haben und auch in Zukunft weiter umsetzen werden, können wir einen Teil der benötigten Energie auf dem Werksgelände produzieren – nur eben viel ökologischer und nachhaltiger als mit dem Kesselhaus.»

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Blick auf die begrünten Dächer des Campus.

In­di­vi­du­el­le Lö­sun­gen für Cam­pus-Ge­bäu­de

So wird etwa im Bürogebäude Square 3 Energie aus einem Abwasserkanal gewonnen, der neben dem Bau verläuft. Mittels Wärmepumpe wird das Wasser auf das benötigte Temperaturniveau gebracht und im Gebäude verteilt, womit die Wärme- und Kälteversorgung sichergestellt ist. Ein weiteres Beispiel ist das Gebäude Fabrikstrasse 15 von Architekt Frank Gehry. Da dieser Bau einen hohen Glasanteil hat, musste ein Sonnenschutz integriert werden, um das Raumklima zu regulieren. Durch Solarzellen auf den Glasflächen konnte das Gebäude vor Sonneneinstrahlung geschützt werden; gleichzeitig produzieren sie einen Teil des Stroms, den das Gebäude verbraucht.

Alternative Energiequellen spielen also eine tragende Rolle im Campus-Energiekonzept. Durch die Lage am Rhein ist es zudem möglich, Energie einzusparen, indem man Rheinwasser zur Kühlung der Gebäude einsetzt. Die neueste und fortschrittlichste Lösung zur Heizung und Kühlung auf dem Campus ist jedoch die Geospeicher-Technologie, die bei den Bürogebäuden Fabrikstrasse 18 und Asklepios 8 sowie beim gemischten Labor- und Bürobau Virchow 16 eingesetzt wurde. In diesen Gebäuden wird das Erdreich als saisonaler Wärme- oder Kältespeicher genutzt, wodurch nicht nur die Energie zur Heizung, sondern auch zur Kühlung emissionsfrei gewonnen werden kann.

Das Funktionsprinzip des Geospeichers ist genauso einfach wie eindrücklich. Im Sommer wird warme Aussenluft mit kaltem Wasser gekühlt und zur Klimatisierung verwendet. Das erwärmte Wasser wird in 32 U-Rohr-Sonden rund 220 Meter tief unter das Gebäude geführt, wodurch sich das Erdreich um rund 10 Grad auf 18 Grad erwärmt. Danach fliesst das abgekühlte Wasser wieder zurück an die Oberfläche in den Kühlkreislauf. Im Winter wird kaltes Wasser in die Tiefe gepumpt, wo es die im Sommer gespeicherte Erdwärme aufnimmt und als Heizenergie im Gebäude wieder abgibt.

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Erdsondenbohrungen für das Gebäude an der Fabrikstrasse 18.

Geo­spei­cher hal­biert En­er­gie­ver­brauch

Die Energie-Experten bei Novartis sind überzeugt, dass diese Technologie auch für kommende Campus-Bauten als Lösung dienen kann. Mit dem Einsatz der Geospeicher-Technologie nimmt Novartis sogar eine Pionierrolle in der Schweiz ein. «Wir sind mit den bisher erzielten Einsparungen überaus zufrieden – gegenüber einem herkömmlichen Bürogebäude liess sich der Gesamtenergieverbrauch von Fabrikstrasse 18 halbieren», stellt Felix Finardi erfreut fest.

Auch die Mitglieder der Energiegruppe waren fasziniert, als sie letztes Jahr die Baustelle an der Fabrikstrasse 18 besuchten. Felix Finardi hatte die Führung zusammen mit Walter Mebert organisiert, und die Pensionäre erschienen zahlreich, um sich aus erster Hand über dieses innovative Projekt zu informieren. «Das ist absolut grossartig, was die Jungen heute leisten», sagt Walter Mebert, «die Fortschritte seit der Zeit, als noch mit Kohle geheizt wurde, sind wirklich sehenswert. Wenn das Kesselhaus einmal abgerissen ist, lohnt es sich für uns also immer noch, auf den Campus zu kommen.»

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