Wachsendes Gesundheitsproblem
Nachhaltigkeit schaffen
Patientinnen in einem Regionalhospiz in Kambodscha.
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Engagement in Kambodscha

BASAID setzt sich gegenwärtig für eine Screening-Initiative und ein Gemeindeprojekt für Gesundheitsaufklärung über Diabetes und Bluthochdruck in Kambodscha ein. Mit nachhaltigem Erfolg.

Text von Mara Fornaro und Simon Stock, Fotos von Sean Sprague

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Die ländliche Bevölkerung in Kambodscha hat es schwer, Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten.

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Publiziert am 09/11/2020

Chronische, nicht übertragbare Erkrankungen wie Diabetes und Bluthochdruck zählen weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Der Zugang zu medizinischer Versorgung für diese Leiden ist aber für den Grossteil der Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen sehr schwierig. Dies gilt auch für Kambodscha, ein einkommensschwaches Land mit einer Bevölkerung von rund 14 Millionen Einwohnern, von denen 85 Prozent in ländlichen Regionen leben.

BASAID, eine in der Schweiz ansässige gemeinnützige Vereinigung von ehrenamtlich tätigen Mitarbeitenden, will diese Situation ändern. Zwei der von BASAID gegenwärtig unterstützten Projekte sind eine Screening-Initiative und ein Gemeindeprojekt für Gesundheitsaufklärung über Diabetes und Bluthochdruck im kambodschanischen Bezirk Battambang.

Das Projekt wird von ehrenamtlichen Mitarbeitenden unter der Leitung von Dr. Simon Stock durchgeführt. Er überwacht die Schulungsaktivitäten und die chirurgischen Eingriffe am medizinischen und traumatologischen Zentrum der Handa-Stiftung in Battambang.

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Klein, aber wichtig - ein Notbehelf Apotheke in Kambodscha.

Wach­sen­des Ge­sund­heits­pro­blem

Das Gesundheitsministerium der königlichen Regierung Kambodschas hat erkannt, dass nicht übertragbare Krankheiten ein wachsendes Gesundheitsproblem darstellen, welches das Gesundheitssystem zunehmend belastet und von der Regierung derzeit nicht bewältigt werden kann.

Im Vergleich zur Gesamtregion fällt die Verbreitung von Diabetes in Kambodscha zwar am geringsten aus. Dennoch sterben dort jährlich rund 8000 Menschen an der Krankheit. Nichtregierungsorganisationen realisieren in Kambodscha derzeit mehrere gemeindenahe Behandlungsmodelle. Keine dieser Organisationen ist jedoch in der Region Battambang aktiv oder plant dort eine solche Initiative.

Im Zentrum dieser Modelle steht die gesundheitliche Aufklärung, die Patienten zum eigenständigen Schutz ihrer Gesundheit befähigen soll. Ehrenamtlich arbeitende Einwohner der Gemeinden werden dabei zu «Peer Educators» ausgebildet. Sie leisten in den Dörfern, die keinen Zugang zu einer geregelten Gesundheitsversorgung haben, regelmässig Unterstützung. Für etwaige Auslagen werden sie entschädigt.

Dank der Peer Educators kann aus den Gemeinden heraus und mit Unterstützung von dort engagierten Spezialkliniken die alltägliche Gesundheitsversorgung langfristig sichergestellt werden. Ein weiteres Ziel ist die Veränderung des Lebensstils der Einwohner. Risikofaktoren wie Rauchen, Alkohol und ungesunde Ernährung sollen gesenkt werden.

Frühe Projektphasen

In der ersten Projektphase wurden in den Gemeinden Personen mit hohem Erkrankungsrisiko in einem Screening auf Diabetes und Bluthochdruck untersucht.

Dabei kam die Anwendung Epicollect+ zum Einsatz, die vom Imperial College London speziell für die Datenerfassung in Gemeinden wie diesen entwickelt wurde. Sie ist als Web-Anwendung und Smartphone-App erhältlich und ermöglicht die Datenerfassung in Echtzeit mit GPS-Daten für die Standortbestimmung.

Für die Situation in der Provinz Battambang ist diese Anwendung ideal, da die Wohnsiedlungen weit über die Region verstreut sind und keine offiziellen Adressen haben. Es ist jedoch ein Smartphone zur Datenerfassung erforderlich. Ein Teil der Investitionen floss deshalb in die Beschaffung von Smartphones.

Die zweite Projektphase umfasst regelmässige Aufklärungsveranstaltungen für die Patientinnen und Patienten, damit diese lernen, zwischen den regelmässigen Klinikbesuchen im Alltag Eigenverantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Umgang mit den Risikofaktoren.

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Die ärztliche Versorgung muss vor allem in ländlichen Regionen gestärkt werden.

Nach­hal­tig­keit schaf­fen

Die Nachhaltigkeit ist eines der vielen Probleme von Gemeindeprojekten. Zwar leistet die Aufklärung der Bevölkerung in dieser Hinsicht einen gewissen Beitrag. Doch die Versorgung mit Medikamenten, insbeson­dere für die ärmsten Patienten, ist nach wie vor nicht gewährleistet.

Während der Laufzeit des Projekts werden Medikamente kostenlos ausgegeben. Das Ziel ist jedoch eine nachhaltige, langfristige Lösung dieser schwierigen Situation. Dabei dürfte es sich um eine Kombination aus revolvierenden Medikamentenfonds (RDF) und Sparprogrammen handeln. Für die Bedürftigsten werden jedoch Ausnahmeregelungen gelten, die auch in Zukunft eine kostenlose Behandlung ermöglichen.

Das Programm wird sich an der bestehenden Gesundheitsinfrastruktur ausrichten, damit es auf lange Sicht möglich sein wird, die laufenden Behandlungen an die öffentliche Hand zu übertragen. Dies wird jedoch nicht in näherer Zukunft der Fall sein, da es derzeit keine Regelung für die Behandlung von nicht übertragbaren Krankheiten in den ländlichen Regionen von Battambang gibt.

Besserung in Sicht

Die erste Bestandsaufnahme wurde im Februar 2016 im Dorf Peas durchgeführt, das sich über fünf Kilometer entlang einer Strasse im Bezirk Ek Phnom erstreckt. Es wurden 131 Haushalte mit insgesamt 641 Personen gezählt.

Schwerpunktmässig wurden Personen im Alter von über 40 Jahren erfasst. Dabei wurde unter der Gesamtbevölkerung eine Punktprävalenz von Diabetes in Höhe von 2,2 Prozent ermittelt. In der Altersgruppe über 40 Jahre betrug die Verbreitung 8,7 Prozent. 32 Personen (21 Prozent) wiesen einen hohen Blutdruck auf. Davon waren sich nur 14 dieser Tatsache bewusst. Weitere 13 Personen waren wegen Bluthochdruck in Behandlung.

Schlussfolgernd lässt sich feststellen, dass die Ergebnisse hinsichtlich der Verbreitung von Diabetes in dieser ländlichen Region vergleichbar mit denen anderer Studien sind (International Diabetes Federation 2015: 2,6 Prozent). Es wurde erkannt, dass Diabetespatienten einen höheren Body-Mass-Index und ein höheres Verhältnis von Gewicht/Taillenumfang zur Körpergrösse aufweisen als nicht an Diabetes erkrankte Personen. Im Weiteren wurde festgestellt, dass ein sehr grosser Anteil der Patienten (44 Prozent) raucht.

Im Rahmen des Programms werden derzeit rund 40 Diabetespatienten behandelt. Dies entspricht einer Steigerung von über 100 Prozent verglichen mit den Zahlen aus dem Jahr 2015. Bei 56 bis 61 Prozent der Patienten wurden zufriedenstellende Blutzuckerwerte, bei 50 bis 60 Pro­­zent der Patienten zufriedenstellende Blutdruckmesswerte erzielt.

Als Teil der Anstrengungen wurde auch die häusliche Blutdruckmessung bei den Patienten eingeführt, um präzisere Daten zu erhalten.

Das unmittelbare Ziel des Programms ist es, im Rahmen des laufenden Aufklärungsprogramms für Diabetespatienten verstärkt an der Lösung von Problemen im Zusammenhang mit der Lebensweise zu arbeiten und die Überwachung und Kontrolle von Blutzucker- und Blutdruckwerten zu verbessern.

Das langfristige Ziel ist jedoch eine nachhaltige Lösung für die Bereitstellung wichtiger Medikamente gegen Diabetes und Bluthochdruck und die Ausdehnung der Screening-Untersuchungen auf andere länd­liche Gemeinden im Gesundheitsamtsbezirk Sangke.

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BASAID unterstützt Kleinprojekte in unterversorgten Gemeinschaften in aller Welt. Die heutige Organisation BASAID entstand 1996 durch den Zusammenschluss von CIBAID und BASAID. Sie wurde gegründet, nachdem aus der Fusion von Ciba-Geigy und Sandoz das Unternehmen Novartis hervorgegangen war. Die Arbeit von BASAID wird durch Mitgliedsbeiträge und Spenden unterstützt, die Novartis Jahr für Jahr verdoppelt. BASAID unterstützt Projekte in den Bereichen Bildungswesen, Wasserversorgung und Sanitäreinrichtungen, Landwirtschaft und Gesundheitswesen.

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