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Liebe Leserin, lieber Leser

Jedes Jahr verlieren fast 18 Millionen Menschen ihr Leben durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie beispielsweise Herzinsuffizienz. Diese Zahl entspricht fast dem Dreifachen der Todesfälle während der Coronapandemie, die der Welt einen beispiellosen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Stillstand bescherte.

Bei Herzerkrankungen scheint die Welt jedoch weniger bereit zu sein, konzertierte Massnahmen zu treffen. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Erstens ist die Behandlung von Herzerkrankungen komplex. Zweitens stellt der Krankheitsbereich die Infrastruktur der Gesundheitsfürsorge vor grosse Herausforderungen. Drittens trägt auch die generell verharmlosende Wahrnehmung von Herzerkrankungen zur heutigen schwierigen Situation bei.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählen zu den am schwierigsten zu behandelnden Krankheiten, weil die Patienten in der Regel unter Begleiterkrankungen leiden. Zudem stellt die hohe Zahl der betroffenen Patienten das Gesundheitswesen überall vor massive Herausforderungen. Allein in den USA leiden etwa 20 Millionen Menschen an einer atherosklerotischen Herz-Kreislauf-Erkrankung.

Eine weitere Besonderheit ist, dass Herzerkrankungen zwar zu den weltweit häufigsten Todesursachen zählen, aber nicht mit derselben Dringlichkeit wahrgenommen werden wie etwa Krebserkrankungen, die oft als Todesurteil gelten. Herzerkrankungen werden nicht selten lediglich als altersbedingte Erkrankungen erachtet, hervorgerufen durch eine ungesunde Lebensweise.

Zwar beeinträchtigen Alkohol- und Tabakkonsum, stark salzhaltige Lebensmittel und Bewegungsmangel die Herzgesundheit, während eine positive Lebensweise zur Verbesserung des Gesundheitszustands eines Patienten beitragen kann – dennoch bleiben die Todesraten hoch. Auch die Krankheitslast ist enorm, was nicht nur hohe Kosten im Gesundheitswesen verursacht, sondern sich auch negativ auf die Wirtschaft auswirkt.

Laut der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC (Centers for Disease Control and Prevention) verursachen Herzerkrankungen und Schlaganfälle allein in den Vereinigten Staaten jährlich Kosten in Höhe von 216 Milliarden US-Dollar. Hinzu kommen Produktivitätsverluste von 147 Milliarden US-Dollar.

In Zukunft könnte sich die Situation weiter verschlechtern. Laut der Weltgesundheitsbehörde WHO laufen in den kommenden zehn Jahren rund 500 Millionen Menschen Gefahr, aufgrund von Bewegungsmangel an einem Herzleiden oder an Diabetes zu erkranken. Das könnte die Gesundheitsfürsorge weltweit mit Zusatzkosten von jährlich 27 Milliarden US-Dollar belasten.

Die Beanspruchung des Gesundheitswesens steigt an, ungeachtet der Entwicklung innovativer Medikamente, die sich kontinuierlich verbessert haben, seit die Pharmaindustrie vor einem Jahrhundert mit der Entwicklung von Behandlungen für Bluthochdruck, Schlaganfall und andere Herzkrankheiten begonnen hat.

Sandoz und Ciba-Geigy, die Vorgängerunternehmen von Novartis, zählten zu den Pionieren in diesem Bereich und arbeiteten anfänglich mit Wirkstoffen aus Naturprodukten wie Fingerhut und Schlangenwurz. Diese Unternehmen waren auch bei innovativen Arzneimitteln mit Kalzium-Antagonisten und Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten führend.

Novartis setzt diese Tradition mit hochwirksamen Arzneimitteln gegen Bluthochdruck und Herzinsuffizienz fort. Neben umfangreichen Investitionen in neue Forschungsprojekte entwickeln wir auch Lösungen, wie wir Gesundheitssysteme unterstützen und die aktuelle Situation verbessern können.

Wie Sie in dieser Ausgabe des live-Magazins lesen können, verfügen wir nicht nur in Bereichen wie der Herzinsuffizienz über eine leistungsstarke Forschungspipeline. Mit der in Cambridge entwickelten Miniherz-Plattform haben wir auch ein neues Instrument geschaffen, das uns dabei unterstützen soll, Herzerkrankungen immer besser zu verstehen und neue Therapien zu entwickeln.

Innovative Medikamente allein reichen allerdings nicht aus. Wir müssen nicht zuletzt die Gesundheitssysteme bei ihren Bemühungen zur besseren Versorgung der hohen Zahl an Patienten mit Herzerkrankungen unterstützen. Die Novartis Stiftung beispielsweise hat in Städten wie New York eine KI-Initiative gestartet, um die Herzgesundheit in dieser und anderen Metropolregionen zu verbessern.

Ausserdem haben wir eine umfassende Zusammenarbeit mit einem japanischen Telemedizin-Unternehmen aufgenommen, um die Behandlungsergebnisse in Japan zu optimieren. Ähnliche Anstrengungen werden auch in Grossbritannien, Saudi-Arabien, in der Schweiz und in weiteren Ländern unternommen. Die meisten befinden sich noch in einem frühen Stadium; wir sind jedoch davon überzeugt, dass sie zur Verbesserung der aktuellen Situation beitragen werden.

Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass unsere vielfältigen Projekte und Programme nur einen Teil der branchenweiten Bemühungen darstellen, die Situation in der Praxis zu ändern. Weltweit sind Tausende von Unternehmen, staatlichen Stellen, Regulierungsbehörden und NGOs damit beschäftigt, sich den anstehenden Herausforderungen zu stellen. Unsere Bemühungen schmälert all dies nicht, ganz im Gegenteil: Wenn es um die Gesundheitsfürsorge – und vor allem um die Gesundheit des Herzens – geht, müssen alle Akteure an einem Strang ziehen. Darauf sind wir vorbereitet.

Jörg Reinhardt

Präsident des Verwaltungsrats