Arthur Stoll (1887–1971) wurde 1917 mit dem Aufbau der Pharmaforschung von Sandoz betraut.
Dieser Artikel wurde ursprünglich im April 2013 publiziert.
Publiziert am 01/06/2020
Der Grundstein der modernen pharmazeutischen Industrie wurde 1884 gelegt, als die Farbenwerke von Hoechst das fiebersenkende Antipyrin auf den Markt brachten. Das älteste synthetische Analgetikum entwickelte sich rasch zum wirtschaftlich erfolgreichsten Medikament des 19.J ahrhunderts und inspirierte zahlreiche Nachahmer. Auch CIBA und Sandoz gehörten Ende des 19. Jahrhunderts zu den Firmen, die mit legalen Kopien erfolgreicher Medikamente gute Umsätze erzielten. Begünstigt wurde diese Entwicklung durch den in der Schweiz damals noch fehlenden Patentschutz, der erst 1907 eingeführt wurde.
Von der Kopie zur Innovation
Doch schon nach wenigen Jahren ging die Tendenz weg von Nachahmer- und Mengenprodukten hin zu patentfähigen Spezialitäten, welche die Basler Unternehmen nun als fertige Produkte an die Apotheken verkauften. In dieser Periode um die Jahrhundertwende begannen CIBA und die von Robert Bindschedler gegründete Basler Chemische Fabrik mit Forschungsaktivitäten im Bereich der Pharmazie. Zu ihren ersten eigenen Produkten zählten etwa das Antiseptikum Vioform® oder das Antirheumatikum Salen. Mit dem Aufbau der Forschungsabteilungen und der Verwissenschaftlichung der pharmazeutischen Industrie Basels gewann auch der Austausch mit den Hochschulen an Bedeutung. Dabei spielte das Polytechnikum Zürich, die spätere ETH, schon sehr früh eine wichtige Rolle. Immer wieder konnten praxisnah ausgebildete Chemiker und Verfahrenstechniker einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung der Basler Unternehmen leisten.
CIBA: Wachstum dank Hormonpräparaten
Als erstes Unternehmen in Basel nahm die Chemische Industrie Basel, kurz CIBA, gegen Ende des 19. Jahrhunderts eigene Forschungsaktivitäten im Pharmabereich auf. CIBA stellte bis zum Ersten Weltkrieg drei Kategorien von Präparaten her: Reinsubstanzen, standardisierte Extrakte aus tierischen und pflanzlichen Stoffen sowie synthetische Produkte. Mit der Produktion von Keimdrüsenextrakten und Hormonpräparaten erschloss sich das Unternehmen noch während des Ersten Weltkrieges ein zukunftsträchtiges neues Arbeitsgebiet. Zwischen 1918 und 1939 kamen acht solcher Medikamente auf den Markt. Ab 1935 waren die CIBA-Wissenschaftler dann in der Lage, die natürlichen Geschlechtshormone durch Partialsynthese herzustellen. Die sieben Keimdrüsen- und Hormonpräparate sowie das synthetische Percorten blieben bis in die 1950er- und 1960er-Jahre wichtige Umsatzträger.