Die sogenannte letzte Meile steht bei der Novartis Stiftung im Mittelpunkt des Kampfes gegen Lepra. Um die Ausbreitung von Lepra einzudämmen, hat die Stiftung in den letzten 20 Jahren mehrere Programme aus der Taufe gehoben.
«Neben der Diagnose und Behandlung von Leprapatienten, dem Screening und der Postexpositionsprophylaxe für Menschen, die mit neu diagnostizierten Patienten Kontakt haben, konzentrieren sich unsere Programme auch auf die Früherkennung. Das ermöglicht uns ein rasches Eingreifen», erläutert Lepra-Projektmanagerin Gani Zaahira.
Ein auf den Philippinen durchgeführtes Projekt dieser Art ist darauf ausgerichtet, den örtlichen Gesundheitsfachkräften die Arbeit mithilfe von Smartphones zu erleichtern. Die Fachkräfte machen dabei Fotos von verdächtigen Hautläsionen, die erste Anzeichen für Lepra sein könnten, und übermitteln diese an Spezialisten.
Ärzte, die am sogenannten LEARNS-Programm (Leprosy Alert Response Network and Surveillance System) teilnehmen, stellen die Diagnose und leiten die notwendige Behandlung ein. Bis dato wurden über 5000 Mitarbeitende des philippinischen Gesundheitswesens im Umgang mit diesem Tool geschult. Sie können Diagnosen nun erheblich schneller stellen und 75 Prozent der verdächtigen Hautveränderungen korrekt als Lepra erkennen.
Künstliche Intelligenz für die letzte Meile
Angesichts des Erfolgs von LEARNS verstärkte die Novartis Stiftung ihre Bemühungen im digitalen Bereich und arbeitet seit Kurzem mit Microsoft zusammen, um ein völlig neues digitales System für raschere Diagnosen zu konzipieren.
Zurzeit entwickeln die beiden Firmen gemeinsam ein KI-gestütztes Tool, um Lepra per Bildanalyse zu erkennen. «Dies könnte es uns ermöglichen, die älteste bekannte Krankheit der Welt mit neuesten technologischen Mitteln zu eliminieren», freut sich die Leiterin der Novartis Stiftung, Ann Aerts. «Digitale Technologien können uns wirklich dabei unterstützen, die letzten Meter bis zum Ziel zu verkürzen und Lepra für immer in die Geschichtsbücher zu verbannen.»
Das neue Tool stützt sich auf Bilder von Hautläsionen. «Bis Oktober 2019 hatten wir über 800 Fotos von 170 Leprapatienten gemacht. Konkret handelt es sich dabei um extrem hochauflösende Bilder von Armen, Beinen und Rücken mit besonders lepraverdächtigen Hautveränderungen», erläutert Johannes Boch, Stakeholder Engagement Lead bei der Novartis Stiftung, der das AI4Leprosy-Projekt für Novartis leitet.
«Auf manchen Bildern wurden mit einer einzigen Aufnahme bis zu 150 lepröse Hautveränderungen erfasst.» Jede Wunde wird von Dermatologen untersucht und als leprös oder nicht leprös eingestuft. Als Endergebnis wird eine visuelle Beschreibung der betroffenen Hautpartien erstellt. Die Bilddaten werden im Anschluss zusammen mit anderen Patientenmerkmalen von dem von Microsoft entwickelten KI-Algorithmus verarbeitet. Auf Basis dieser Daten «lernt» der Algorithmus, gesunde von erkrankten Hautpartien zu unterscheiden.