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Kampf gegen die Klimakrise

Die Klimadebatte ist während der Coronakrise in den Hintergrund gerückt. Doch das Thema dürfte bald wieder im Rampenlicht stehen, zumal für das Ziel, die Treibhausgasemissionen unter Kontrolle zu bringen, dringender Handlungsbedarf besteht. Novartis hat eine Reihe von Klimaschutzmassnahmen eingeleitet, um in den nächsten Jahren kohlenstoff-, kunststoff- und wasserneutral zu werden.

Text von Goran Mijuk, Illustrationen von Anna Miracle und David Acevedo(DAQ)

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Individuelles Engagement
Im Rahmen ihrer Umweltstrategie verfolgt Novartis das Ziel, bis zum Jahr 2025 klimaneutral und bis 2030 kunststoff- und wasserneutral zu arbeiten. Neben Grossprojekten ist auch das individuelle Engagement der Mitarbeitenden entscheidend, um Fortschritte zu erzielen. Im Jahr 2012 gründeten Mitarbeitende in Basel das Green Team. Daraus ist mittlerweile eine unternehmensweite Basisbewegung entstanden. Ein von der Gruppe verfolgtes Projekt ist eine Carpooling-Initiative, die zur Senkung des CO2-Ausstosses auf dem Weg zum Arbeitsplatz beiträgt.

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Bevor die Welt von SARS-CoV-2 heimgesucht wurde, war der Klimawandel in aller Munde. Es verging kein Tag, ohne dass Greta Thunberg auf Instagram postete, Interviews gab, Massenkundgebungen veranstaltete oder Politiker und Manager für deren umweltschädliche Profitgier an den Pranger stellte. 

Doch ihr Siegeszug, der ein gesellschaftliches und politisches Erdbeben mit weitreichenden Veränderungen der geopolitischen Landschaft ausgelöst und Millionen vom Kampf für eine grünere Zukunft überzeugt hatte, kam zu einem jähen Ende, als die Welt es im März 2020 mit einem zumindest temporär bedrohlicheren Gegner zu tun bekam.  

Die Zahl der Presseartikel über den Klimawandel hat sich bis April 2020 laut der Nachrichtendatenbank Factiva halbiert. Und die Zahl der Google-Suchanfragen mit dem Stichwort «climate change» fiel vom Höchststand im September 2019 bis Ende April auf weniger als die Hälfte. Unterdessen waren die nur noch spärlichen öffentlichen Auftritte Greta Thunbergs einer mutmasslichen COVID-19-Infektion geschuldet.

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Von der Luftfracht zur Schiffsfracht
Der Warentransport in der Pharmabranche erfolgte lange Zeit vor allem per Luftfracht. Aufgrund des damit verbundenen erheblichen CO2-Ausstosses für diese Sparte gehen die Unternehmen heute vermehrt zur Schiffsfracht über. Eines der grössten Projekte, das Novartis in den vergangenen Jahren verfolgt hat, ist die Verschiffung von in Europa hergestellten Medikamenten über den belgischen Hafen in Antwerpen, von wo aus sie global verteilt werden.

Hoff­nungs­schim­mer und Wut

Ungeachtet dieser Entwicklung sorgte der Klimawandel noch immer für die eine oder andere Schlagzeile. Einige Tage nach Ausbruch der Krise verbreiteten sich in den sozialen Medien Aufnahmen, auf denen das nunmehr glasklare Wasser in den Kanälen Venedigs zu sehen war. Das liess hoffen, dass der seinerzeit in weiten Teilen Europas, Asiens und den USA verhängte Lockdown zumindest dazu beitragen würde, die Umweltverschmutzung zu reduzieren.

In ähnlicher Weise legten Fotos von nahezu autofreien Innenstädten, leeren Autobahnen, am Boden stehenden Flugzeugen und scheinbaren Geisterstädten sowie der starke Ölpreiseinbruch nahe, dass die Natur von der Pandemie profitieren würde.

Auf der Weltwirtschaft wird die Corona-Krise gewiss noch viele Jahre lasten. Doch eine im Wissenschaftsmagazin Nature Climate Change veröffentlichte Studie kommt zum Schluss, dass die temporären Unternehmensschliessungen halfen, den weltweiten Kohlenstoffausstoss um rund 8 Prozent zu senken. Analog dazu erwartet die Internationale Energieagentur, dass die Treibhausgasemissionen 2020 verglichen mit 2019 deutlich tiefer ausfallen werden.

Folgen für Wirtschaft und Gesundheit

Trotz dieses vorübergehenden Rückgangs – während der Krise verdrängten erneuerbare Energien in den USA die Kohle als Hauptenergieträger – befürchten viele, dass Umweltverschmutzung und Treibhausgasemissionen wieder rasch ansteigen, wenn die Unternehmen nicht entsprechend handeln. So warnt die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung davor, die Risiken durch den Klimawandel nicht zu unterschätzen, und zieht Parallelen zu den teilweise chaotischen Reaktionen auf COVID-19.

«Im Dezember nahmen die meisten Menschen die ersten Berichte vom Ausbruch des Coronavirus in Wuhan überhaupt nicht ernst, weil das alles so weit weg war», macht die Chefvolkswirtin der Bank, Beata Javorcik, deutlich. «Doch dann wurde das Virus schneller als gedacht auch zu unserem Problem. Viele Menschen nehmen den [Klimawandel] nicht wahr. Das heisst aber nicht, dass er nicht existiert», führt Javorcik aus.

Die wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels werden ohne Frage Billionen von US-Dollar betragen. Mindestens genauso schlimm wird jedoch der Tribut an Menschenleben sein. Laut der Weltgesundheitsorganisation könnte der Klimawandel jedes Jahr infolge von Mangelernährung, Malaria, Diarrhöe und Hitzebelastung rund 250 000 Todesopfer fordern.

«Die Langzeitfolgen des Klimawandels auf die Volksgesundheit werden durch das Zusammenspiel verschiedener Faktoren bestimmt», erläutert Jonathan Spector, Leiter des Bereichs Global Health an den Novartis Institutes for BioMedical Research. «Einige Krankheiten werden direkt auf den Temperaturanstieg zurückzuführen sein. Andere werden indirekt ausgelöst, beispielsweise durch die zunehmend schlechtere Luftqualität in den Städten. Dies könnte eine Zunahme von Lungenkrankheiten und Krebs zur Folge haben.»

Novartis hat in den letzten Jahren nicht nur ihre Bemühungen zur Entwicklung neuer Malariatherapien verstärkt. Das Novartis Institute for Tropical Diseases, das in Emeryville nahe San Francisco angesiedelt ist, arbeitet beispielsweise auch an einem potenziellen Mittel gegen Denguefieber. Ebenso verfügt das Unternehmen über eine grosse Bandbreite an Therapien gegen chronische Krankheiten, die aufgrund der Überalterung der Gesellschaft und des Klimawandels weltweit auf dem Vormarsch sind.

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Verzicht auf Kunststoff
Medikamente müssen sicher verpackt werden. Oft kommt dabei PVC zum Zug, das allerdings sehr kohlenstoffreich ist. Um umweltverträgliche Lösungen zu entwickeln, suchen Ingenieure nun nach neuen Verfahren, mit denen sich die Nutzung fossiler Rohstoffe reduzieren lässt. Dazu gehört die Entwicklung intelligenter Verpackungen aus Karton und die Nutzung biologisch abbaubarer Kunststoffe. Novartis verfolgt damit das Ziel, ab 2030 kunststoffneutral zu wirtschaften.

Ak­ti­vis­ten, Po­li­ti­ker und In­ves­to­ren

Doch um unnötige Todesfälle zu vermeiden, muss noch mehr getan werden. «So wie unsere Antwort auf COVID-19 global, wissenschaftsbasiert, gemeinschaftlich und ganzheitlich zu erfolgen hat, müssen wir eine Welt schaffen, die auch die nächste Pandemie und weitere globale Krisen wie den Klimawandel effizient und wirkungsvoll überwinden kann», fordert die Chefin von Greenpeace International, Jennifer Morgan, in einem Artikel des Weltwirtschaftsforums auf dessen COVID-19-Action-Plattform.

Andere Umweltschutzgruppen drängen die Politiker dazu, wirtschaftliche Hilfen für den Umweltschutz bereitzustellen, um eine nachhaltigere und weniger kohlenstoffabhängige Wirtschaft zu schaffen. Inzwischen blasen auch Wirtschaftsanalysten und Investoren ins gleiche Horn wie die Klimaschützer. So empfiehlt die Consulting-Firma McKinsey, die den Umfang globaler Hilfsprogramme in Zusammenhang mit COVID-19 auf rund 10 Billionen US-Dollar beziffert, einen Teil der Gelder für die Förderung umweltfreundlicher Investitionen zu verwenden.

Dass sich Ökonomen und Anleger um das Klima sorgen, ist nichts Neues. Neu hingegen ist die Vehemenz, mit der sich manche Investoren für das Thema stark machen. Deren prominentester Vertreter ist Larry Fink, Chief Executive Officer der weltgrössten Investment-Gesellschaft BlackRock. In seinem jährlichen Brief an die CEOs grosser Unternehmen betonte Fink im Januar 2020 nicht nur, dass der Klimawandel für die langfristigen Aussichten von Unternehmen zu einem entscheidenden Faktor geworden sei, sondern auch, dass «wir vor einer fundamentalen Umgestaltung der Finanzwelt stehen», was zu einer Umverteilung von Kapital führen dürfte.

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Saubere Chemie
Bahnbrechende Fortschritte in der Chemie waren wichtige Treiber der industriellen Revolution. Viele Errungenschaften der chemischen Forschung haben sich mittlerweile jedoch als umwelt- und klimaschädlich erwiesen. Bei Novartis arbeitet eine Forschungsgruppe an der Entwicklung neuer Verfahren, mit denen sich die Nutzung von Chemikalien aus fossilen Rohstoffen reduzieren lässt. Das Hauptaugenmerk richtet sich dabei auf chemische Reaktionen, die sich in wässriger Lösung und mithilfe leicht abbaubarer Seifen oder speziell entwickelter Enzyme durchführen lassen.

Ehr­gei­zi­ge Zie­le

Novartis unterstützt Klimaschutzmassnahmen seit Langem. Sie zählte zu den ersten Unterzeichnern des Global Compact, einer um die Jahrtausendwende gegründeten UN-Initiative für nachhaltiges Wirtschaften, und hat ihr Umweltengagement in den letzten Jahren verstärkt. Die von Novartis schon früh verfolgten Projekte umfassten das Anlegen von Kohlenstoffsenken, die Einführung eines internen Kohlenstoffpreises, strenge Bau- und Produktionsstandards sowie die Zusammenstellung globaler Teams aus Freiwilligen, die zahlreiche Projekte für ein nachhaltigeres Unternehmen durchführten.

2016 hat Novartis zusätzlich die Position des Head of Climate geschaffen. Dessen Aufgabe ist es, die Klimaproblematik ganzheitlicher zu betrachten und gross angelegte Programme zu konzipieren, um Energie zu sparen und die Umweltbelastung zu senken, was auch den Abschluss umfangreicher Verträge für erneuerbare Energien beinhaltet. In diesem Bereich setzte sich das Unternehmen 2018 eine Reihe ehrgeiziger Umweltziele, um den hohen gesellschaftlichen Erwartungen gerecht zu werden und die Regierungen weltweit darin zu unterstützen, ihre Klimaziele zu erreichen.

Ziel ist es unter anderem, die eigenen Geschäftstätigkeiten bis 2025 und die Lieferkette bis 2030 kohlenstoffneutral zu gestalten und bis 2030 kunststoff- und wasserneutral zu wirtschaften.

Gemeinsam stark sein

Chief Executive Officer Vas Narasimhan, der bereits kurz nach seinem Amtsantritt auf ambitionierte Umweltziele pochte, ist davon überzeugt, dass ganzheitliches Handeln Berge versetzt. So schrieb er auf dem Höhepunkt der Coronakrise in einem Blog, der sich mit COVID-19 befasste, dass die öffentlichen Anstrengungen zur Eindämmung des Virus zeigen, was möglich ist, wenn alle zusammenstehen und dass diese gesellschaftliche Energie auch zur Bekämpfung des Klimawandels genutzt werden sollte. «Man stelle sich vor, wir würden diese kollektive Energie für die Klimaproblematik, die extreme Armut oder die Weltgesundheit einsetzen. Wir könnten die Zukunft unseres Planeten komplett neu gestalten.»

Kurz nach Veröffentlichung des Blogs war Novartis eines von mehr als 300 Schweizer Unternehmen, die den Ständerat aufforderten, wirkungsvollere Umweltgesetze zu verabschieden. Ebenso schloss sich Novartis dem Appell der Science Based Targets Initiative an, die Regierungen dazu ermunterte, Unternehmen beim Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. «Ich bin sehr stolz darauf, zum weltweiten Novartis-Team zu gehören, das sich für diese wichtige Sache einsetzt. Mein Stolz geht auch auf unseren CEO zurück, der den Mut zu öffentlichen Bekenntnissen hat und bei diesem Kernproblem unserer Generation federführend ist», schrieb der Head of Climate von Novartis, James Goudreau, auf LinkedIn, nachdem sich Novartis der Initiative angeschlossen hatte.  

2019 gelang es Goudreau und seinem Team, die Kohlenstoffemissionen verglichen mit 2016 um 80 000 Tonnen zu senken. Auch wenn die Coronakrise einige Grossprojekte verzögern könnte, ist Goudreau überzeugt, dass das Unternehmen auf Kurs bleiben und den Erwartungen seiner Anspruchsgruppen gerecht wird. «Die globalen Gemeinschaften werden sich nur dann weiterentwickeln, wenn in Effizienz, kohlenstofffreie Energie, einen kohlenstofffreien Verkehr und anschliessend in robuste Infrastruktur investiert wird», so Goudreau.

(Diese Version aktualisiert einen Artikel, der am 22. September 2020 veröffentlicht wurde, und die neuen Umweltziele von Novartis widerspiegelt.)

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