Vietnam verfügt über eines der modernsten Gesundheitssysteme aller Entwicklungsländer Ostasiens: Fast 88 Prozent der vietnamesischen Bevölkerung sind auf die eine oder andere Weise krankenversichert.
Dennoch gibt es viele Herausforderungen: Die Versicherung deckt nicht alle Kosten ab und der Eigenanteil kann durchaus das Monatseinkommen eines Arbeitnehmers übersteigen. Zudem sind viele medizinische Fachkräfte unzureichend geschult, und die Medikamentenversorgung ist insbesondere in ländlichen Regionen schwierig.
«Nach Besuchen örtlicher Gesundheitszentren sowie Spitälern auf Kreis-, Provinz- und Landesebene frage ich mich immer wieder, was man ändern kann und wie man diese Veränderungen angehen muss,», sagt Roeland Roelofs, Länderpräsident von Novartis in Vietnam. «Das Problem liegt klar auf der Hand: Spitäler, die vorwiegend für schwerere Fälle gedacht sind, werden von Patienten überrannt, die eigentlich im Rahmen der medizinischen Grundversorgung behandelt werden sollten. So stellt sich die Frage: Was kann Novartis dazu beitragen, dass die Menschen in kleineren Gesundheitszentren auch eine gute medizinische Versorgung erhalten?»
Um diese Diskrepanz zu überwinden, modernisiert die Regierung – unterstützt von der Weltbank und der Asiatischen Entwicklungsbank – Infrastruktur, Kapazitäten und Leistungsangebote in den 13 000 Gesundheitszentren des Landes. Das soll zur Entlastung der stark frequentierten Zentral- und Provinzspitäler beitragen.
In einer ersten Phase werden 26 Gesundheitszentren, die jeweils 4000 bis 12 000 Patienten betreuen, zu Pilotstandorten. Dort wird analysiert, wie die Patienten-Triage gehandhabt wird und welcher Schulungsbedarf besteht, um die Nachfrage nach Leistungen spezialisierter Spitäler zu drosseln.
Novartis, so Roelofs, wird sich an Weiterbildungsmassnahmen für das Gesundheitspersonal sowie an der Modernisierung von Diagnose- und Behandlungsleistungen beteiligen. Dabei sollen Lösungen erarbeitet werden, mit denen die Aufklärung über weitverbreitete chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes und Herzinsuffizienz verbessert werden soll. Das Unternehmen will präventives Verhalten auch durch Screening- und Aufklärungskampagnen für die örtliche Bevölkerung fördern.
Darüber hinaus wird sich Novartis an der Digitalisierung von Krankenakten sowie zielgerichteten Massnahmen beteiligen, damit Patienten, die vorübergehend Leistungen von Spitälern beanspruchen, an örtliche Gesundheitszentren zurücküberwiesen werden können. Zu diesem Zweck führt das Team Know-how und Erfahrungen aus den Geschäftseinheiten Social Business, der Novartis Stiftung sowie der Länderorganisation «Innovative Medicines» zusammen. «Das Entscheidende aus unserer Sicht ist, dass wir unsere geballten Kenntnisse und Fähigkeiten in das Programm einbringen, damit die Kooperation Früchte trägt und auf diese Weise die vietnamesische Regierung nachhaltig unterstützen kann», hält Roeland Roelofs fest.
Das übergeordnete Ziel ist, durch derartige Massnahmen das Vertrauen der Bevölkerung in die lokalen Gesundheitszentren zu verbessern. «Wenn die Menschen mehr Vertrauen in die Gesundheitszentren haben, werden sie weniger häufig Spitäler aufsuchen und ihren Eigenanteil der Gesundheitskosten verringern können», so Roelofs. Ihm zufolge möchte Novartis beweisen, dass Investitionen in die Grundversorgung nicht nur den Gesundheitszustand der Bevölkerung verbessern, sondern auch die finanzielle Belastung senken und dadurch langfristig kosteneffizienter als Investitionen in Spitäler sind.