Zu der Zeit, als der heute über 90-jährige Fritz Kähr, der älteste des Quartetts, im Jahr 1947 als Schlosser bei Sandoz eintrat, war St. Johann noch stark von der Schwerindustrie geprägt. Riesige Heizkessel, reihenweise rauchende Kaminschlote und Gaskessel so gross wie Hochhäuser dominierten das Werk St. Johann. Nichts deutete auch nur ansatzweise darauf hin, dass rund 60 Jahre später auf diesem Areal ein Campus mit hochmodernen Labors, lichtdurchfluteten Bürolandschaften, Parks und Restaurants entstehen würde, wo eines Tages Kinder um einen Teich mit Zierkarpfen herumrennen würden.
Kähr, der in Delsberg aufgewachsen ist, erinnert sich gut und gerne an seine ersten Arbeitstage: «Ich fing am 30. April 1947 an. Das war an einem Mittwoch. Und der Donnerstag war der 1. Mai, das war schon ein Feiertag. Am Freitag arbeiteten wir, und am Samstag war wieder frei … das war eine schöne Woche», erklärt der 91-jährige Kähr, der als Schlosser anfing und später im Kesselhaus und bei der Energieversorgung bei Sandoz im Werk St. Johann arbeitete.
Dort lernte er auch Walter Mebert kennen, der sich, rund 20 Jahre jünger als Kähr, ebenfalls glasklar an seine Anfangszeit bei Sandoz erinnert. «Als ich nach meiner Ausbildung zum Apparatebauer eine längere Auslandsreise machte und wieder nach Europa zurückkam, war ich zuerst Bademeister im Rheinbadhüsli, wo es mir gut gefiel. Doch immer wieder wurde ich von meinem Chef darauf angesprochen, dass die Sandoz ständig Leute sucht. So entschied ich mich eines Abends, ins St. Johann zu gehen, und meldete mich beim Personalchef, der mich auch prompt einstellen wollte, denn Handwerker waren gesucht», erklärte der lebhafte Basler.
Nachdem er seinen Bademeisterjob gekündigt hatte, fing er drei Monate später bei Sandoz an, nicht unweit von dem Ort, wo sein ehemaliger Schulfreund Peter Schad bereits seit einigen Jahren im Werk Klybeck bei der Ciba arbeitete.
«Ich war bis zu meiner Pensionierung bei der Ciba als Chemielaborant tätig. Ich machte dort die Lehre und wurde auch dort pensioniert», sagt Schad, der sich gerne an die Zeit bei Ciba zurückerinnert. Noch heute trifft er sich regelmässig mit sechs anderen ehemaligen Ciba-Mitarbeitenden, die wie er am 23. April 1957 ihre Stelle beim Unternehmen antraten. «Wir haben eigentlich eine gute Zeit gehabt, wenn man es mit dem heutigen Stress vergleicht. Und ich denke mit positiven Gefühlen zurück. Ich war bei der Werkfeuerwehr und ich war mit Begeisterung beim Firmensport dabei», erzählt er. Obwohl es zu Schads Zeiten Begriffe wie Work-Life-Balance nicht gab, so hat er ihm Rückblick den Eindruck, dass seine «Freizeit und Arbeitszeit komplett miteinander verbunden waren … und dass diese Vermischung von Privatem und Beruflichem kein Stress war».
Die Jahre des Wirtschaftsbooms nach dem Zweiten Weltkrieg als Kähr, Mebert und Schad ins Berufsleben einstiegen, scheinen im Rückblick ein-fach und unkompliziert gewesen zu sein.
Kähr erinnert sich auch detailliert an sein aus heutiger Sicht eher unkonventionelles Einstellungsgespräch, als ihn der Personalchef fragte, was er denn arbeiten möchte. «Ich sagte, das ist mir egal, solange ich nur Arbeit habe. Dann rief (der Personalchef) einen anderen Mann und fragte diesen, ob er einen Arbeiter gebrauchen könne. Dieser sagte ja, und der Personalchef fragte, wann ich die Arbeit aufnehmen könne. Ich sagte: morgen.» So fing seine Karriere bei Sandoz an, die bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1982 dauerte.
Doch trotz der süssen und auch ein wenig verklärten Erinnerungen, einfach war die Arbeit nicht, auch im Rückblick nicht. «Damals heizte man mit Kohle», erklärt Mebert, der seine erste Stelle bei Sandoz im Kesselhaus antrat und später die Energieversorgung und die Abwasserentsorgung auf dem Werk St. Johann mitaufbaute. «Alles war voller Staub, und man arbeitete auf Schicht, jeden Tag, das ganze Jahr über, Weihnachten, Neujahr, einfach immer.» Und die Arbeit war auch nicht ungefährlich, erinnert sich Kähr, der immer wieder zusammen mit Arbeitskollegen die grossen Produktionskessel, die sich stets mit Schlamm füllten, putzen musste. Und obschon der Zusammenhalt unter den Kollegen ausgezeichnet war, gab es auch Ärger. Auch Schicksalsschläge waren nicht selten. Kähr verlor einen Vorgesetzten, als dieser bei einem Firmenausflug mit dem berühmten Roten Pfeil, einem Leichttriebwagen der Schweizerischen Bundesbahnen, ums Leben kam.
Doch trotz der Strapazen oder vielleicht ihretwegen war die Verbundenheit mit dem Unternehmen gross. «Mit den Kollegen zusammen zu sein, war wie in einer grossen Familien zu sein», erklärt Schad.