Am Ende des Produktionsprozesses werden die Vials noch mit Aluminiumverschlüssen versehen.
Lea Zuber meint es ernst. „Ihr müsst jetzt diese Schutzkleidung anziehen“ sagt sie in strengem Ton, und fügt noch eine ganze Flut an Erklärungen und Ermahnungen hinzu. Einige Sekunden später ist die erfahrene Prozessmitarbeiterin auch schon gegangen, um auf der anderen Seite der Sicherheitsschleuse auf uns zu warten.
Jetzt stehen wir unschlüssig im Umkleideraum und wissen nicht recht, ob wir alles richtig gemacht haben. Die grüne Arbeitshose und das gleichfarbige Oberteil, Schutzbrille, Haar- und Bartschutz sowie die Arbeitsschuhe haben wir immerhin schon mal angezogen. Ob das genügt?
Die Tür öffnet sich und Lea Zuber mustert uns mit kritischem Blick. „Habt ihr die Hände auch richtig gewaschen?“ fragt sie und geht gleich auf Nummer sicher. Sie zeigt uns nochmal ganz genau wie’s geht, und schaut uns dabei auf die Finger. Erst als wir fertig sind, lächelt sie zufrieden.
So ist das also hier, alles ist bis ins kleinste Detail geregelt. Ausnahmen oder Kompromisse gibt’s keine, und wir müssen sogar das Händewaschen nochmals lernen.
Nur eine Chance
Die 10 Mitarbeitenden im Pilotbetrieb für sterile, flüssige und gefriergetrocknete Medikamente sind ein eingespieltes und äusserst verantwortungsbewusstes Team. Jeder Einzelne weiss sehr genau, wie wichtig die präzise Einhaltung aller Vorschriften für die Sicherheit der Produktion ist – und wie wertvoll die Produkte für die klinischen Studien und Patienten sind. Da darf nichts schiefgehen.
„Was wir hier machen ist eine Einzelanfertigung. Wir stellen jedes Medikament nur einmal her, in kleinen Mengen von 10 bis 200 Kilo. Bei einer durchschnittlichen Produktionszeit von drei Tagen sind das pro Jahr rund 80 verschiedene Klinikmuster“ informiert uns Lea Zuber.
Das Rohmaterial für diese Produktion, die chemischen und biologischen Wirkstoffe, wird nach aufwändiger und jahrelanger Entwicklungsarbeit aus den Basler Labors angeliefert, und zwar in genau der Menge, die für die klinischen Versuche nötig ist, kein Gramm mehr. Eine Nachlieferung ist vorerst nicht geplant, da man ja zuerst die Studienergebnisse zur Wirksamkeit der neuen Produkte abwarten muss, bevor in die Herstellung grösserer Mengen investiert wird. So kann es einige Monate dauern, bis der gleiche Wirkstoff wieder zur Verfügung steht.
Damit ist der Pilotbetrieb also in einer sehr viel heikleren Situation als „normale“ Herstellbetriebe, die ein Erzeugnis quasi am Fliessband und regelmässig produzieren – dort kommt auch der Wirkstoff-Nachschub regelmässig und in entsprechenden Mengen. Im Gegensatz dazu hat der Pilotbetrieb nur eine einzige Chance für die Produktion des Klinikmusters, und die gilt es zu nutzen.
Das Ziel für die Mitarbeitenden ist deshalb klar: Alles, was im Pilotbetrieb produziert wird, muss gleich im ersten Anlauf so gut sein, dass es im Menschen angewendet werden kann.