Umweltfreundlicherer Transport
Schwerpunkt Lieferkette
Mögliche Lösungen aufzeigen
Beladung eines Containerschiffs im belgischen Hafen Antwerpen.
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Nachhaltige Logistik

Novartis hat sich selbst dazu verpflichtet, den CO2-Ausstoss ihrer gesamten Lieferkette bis 2030 klimaneutral zu gestalten. Doch wo fängt man bei über 130 000 externen Zulieferern damit an? Novartis Technical Operations und andere Einheiten haben die Antwort.

Text von K.E.D. Coan

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Diese Container sind die Zukunft des Medikamententransports. Der belgische Hafen Antwerpen wird für Novartis zu einem zentralen Logistikknotenpunkt.

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«Unser Ziel ist es, im gesamten Unternehmen eine Mentalität der Nachhaltigkeit zu verankern», so Steffen Lang, Leiter der globalen Produktionsdivision Novartis Technical Operations (NTO). «Dies betrifft alle Schritte von der Beschaffung der Ausgangsmaterialien bis zur Nutzung unserer Medikamente durch die Patienten sowie die gesamte Lieferkette.»

2018 verpflichtete sich Novartis, unternehmensintern bis 2025 CO2-neutral zu werden, Kunststoffabfälle zu reduzieren und allenfalls durch Produktionsabwässer verursachte Beeinträchtigungen der Wasserqualität zu beseitigen. Zudem hat sich Novartis kürzlich mit Blick auf ihre lokalen und weltweiten Aktivitäten dem Environmental League of Massachusetts Corporate Council angeschlossen und drängt zusammen mit anderen Unternehmen die US-amerikanische Regierung dazu, das Pariser Übereinkommen zu unterstützen.  

Die Zielvorgaben für 2030 sind noch ehrgeiziger: Das Unternehmen möchte bis dahin kunststoff- und wasserneutral wirtschaften und die CO2-Bilanz der gesamten Lieferkette neutral gestalten. Dabei geht es nicht nur um die Energieversorgung der Novartis-eigenen Betriebsstätten. Im Rahmen der Ziele für 2030 sollen auch die Umweltbilanz sämtlicher Geschäftsreisen und des Warenversands sowie die Energieversorgung aufseiten der Lieferkettenpartner optimiert werden. Dazu ist die Zusammenarbeit mit verschiedensten Zulieferern in aller Welt erforderlich, wobei in jedem Land andere Vorschriften und Bestimmungen gelten und sich die Infrastrukturen stark unterscheiden.

Neben den massiven Anstrengungen von NTO und aufgrund der schieren Komplexität des Unterfangens sind auch viele weitere Unternehmensteile involviert, unter anderem Health, Safety and Environment (HSE), die auch den intensiven Austausch mit Partnerunternehmen suchen. «Unser nächstes Ziel ist es, dass sich unsere Partner über unsere Zielvorgaben und die Chancen Gedanken machen, bei deren Realisierung wir sie unterstützen können. Dadurch wird unsere auch zu ihrer Erfolgsgeschichte», erklärt Daniela Kessler, Leiterin von HSE Supplier Assurance and Risk.

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 Grossverpackungen mit Medikamenten, die auf den Transport zu ihrem Zielort warten.

Um­welt­freund­li­che­rer Trans­port

Die Senkung des CO2-Ausstosses der gesamten Lieferkettenlogistik ist eine der ersten und bereits am weitesten gereiften Nachhaltigkeitsbemühungen bei NTO. Bei der Produktion von Medikamenten werden Ausgangsmaterialien wie die pharmazeutischen Wirkstoffe oft an einem bestimmten Standort produziert, dann zur Formulierung an einen anderen Standort und schliesslich zur Verpackung an einen weiteren Ort transportiert. Ein typisches Medikament ist bereits durch mehrere Länder gereist, noch bevor es an die Apotheke ausgeliefert werden kann.   

Der Transport erfolgt üblicherweise auf dem schnellsten Weg, also per Luftfracht. Doch deren CO2-Bilanz ist 30 Mal schlechter als jene der Schiffsfracht. Aufgrund dieser Tatsache ist man in der Logistikabteilung bemüht, so weit wie möglich auf Flüge zu verzichten. Man setzt mehr auf Schiffsfracht und plant, die Nutzung von Alternativen mit niedrigerem CO2-Ausstoss auszuweiten, darunter den elektrifizierten Bahnverkehr oder eine Kombination aus Lkw- und Bahntransport.   

Um sämtliche Transporte besser darstellen und optimieren zu können, wurde in der Logistikabteilung in den vergangenen Jahren das umfassende Visualisierungstool QlikSense entwickelt. Diese Software zeigt die Lieferströme von Novartis in aller Welt sowie die CO2-Bilanz einer jeden Transportroute und gibt eine Übersicht über die nachhaltigsten Alternativen. Allein 2019 konnte dadurch der CO2-Ausstoss um rund 7000 Tonnen verringert werden. Das entspricht der Anpflanzung von 40 000 Bäumen.   

«Diese Plattform hat uns wirklich die Augen geöffnet. Sie zeigt uns, wo und wie wir unsere Lieferströme optimieren können», so Davy De Block, Leiter des Bereichs Network Strategy und Logistics Sustainability Lead. «Sie zeigt uns auch, wie wir Transportrouten und Transporte effizienter planen können, damit weniger Lastwagen auf der Strasse unterwegs sind und so wenig Waren wie möglich per Luftfracht versandt werden müssen.»    

Das Team hat darüber hinaus Strategien zur Reduktion des beim Versand anfallenden Abfalls entwickelt. Dies umfasst auch die Wiederverwendung von Paletten und Versandkartons, anstatt diese nach einmaligem Gebrauch zu entsorgen. Durch ein Pilotprojekt im Rahmen des Programms EcoLogistics in Brasilien werden jetzt Luftkissen aus Papier und wiederverwendbare Palettenabdeckungen genutzt, wodurch sich die Verpackungsabfälle aus Kunststoff um sieben Tonnen reduzieren liessen. Im Zuge desselben Programms konnte auch auf Polystyrolbehälter mit einem Gewicht von insgesamt neun Tonnen und auf 22 Tonnen Eisbeutel verzichtet werden, da der Warenversand in Kühltransportwagen erfolgte.   

«Diese Lösungen können viel bewirken. Unser regionales Team führt das Programm EcoLogistics jetzt in ganz Lateinamerika ein», so De Block. «Unsere Tools zeigen uns jetzt klar und deutlich, was wir tun müssen und wo wir am meisten bewirken können. Wir werden künftig in aller Welt entsprechende Verbesserungen umsetzen.»

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Blick von der Brücke auf den Antwerpener Hafen...

Schwer­punkt Lie­fer­ket­te

Neben den Transportwegen vom und zum Zulieferer besteht die nächste Herausforderung in der Zusammenarbeit mit den Partnern, damit auch diese in sämtlichen Geschäftsfeldern ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele verfolgen. Novartis setzt in den Bereichen pharmazeutische Wirkstoffe, Dosisformulierung und Verpackung in hohem Masse externe Zulieferer ein. Jeder dieser Bereiche ist sehr energieintensiv. Einige Zulieferer haben bei ihren eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen bereits Fortschritte erzielt. Für viele andere Anbieter ist die Zielvorgabe für 2030, die CO2-Emissionen um 50 Prozent zu senken, jedoch noch ein gewaltiger Schritt. 

Um in Erfahrung zu bringen, wie Novartis mit den Zulieferern des Unternehmens optimal zusammenarbeiten und sie unterstützen kann, bat HSE wichtige Zulieferunternehmen, Informationen über deren Nachhaltigkeitsmassnahmen und -ergebnisse in den Jahren 2018 und 2019 bereitzustellen. Die Umfrage zeigte den Stand der Bemühungen bei den Partnern sowie Chancen für gemeinsame Projekte auf, um die Zielvorgaben für 2030 zu erreichen.   

«Die Umfrageergebnisse lassen erkennen, dass nur einige wenige Zulieferer ehrgeizige Ziele verfolgen, obwohl sich ein sehr grosses Mittelfeld um Nachhaltigkeit bemüht. Die Umfrage macht jedoch auch deutlich, dass sich viele Zulieferer überhaupt noch nicht mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt haben», so Kareen Saunier, Leiterin des Bereichs Nachhaltigkeit im Team HSE Supplier Assurance and Risk und Verantwortliche für die Umfrage. «Bei vielen Zulieferern ist Nachhaltigkeit noch kein Unternehmensziel. Wir werden sie darin unterstützen müssen, den Wert dieser Zielsetzung zu erkennen.»

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...wo die Logistikreise beginnt.

Mög­li­che Lö­sun­gen auf­zei­gen

Um die Zulieferer für eine nachhaltige Unternehmensführung zu sensibilisieren, veranstaltete Kessler im Juni 2019 gemeinsam mit dem World Business Council on Sustainable Development – einem führenden Konsortium aus verschiedenen Unternehmen, die sich gemeinsam für eine nachhaltige Geschäftstätigkeit einsetzen – im Novartis Knowledge Center im indischen Hyderabad einen Workshop. An der Veranstaltung nahmen rund ein Dutzend wichtiger Zulieferer in Indien sowie Vertreter der Abteilungen für interne Strategie, Energie und Beschaffungswesen teil.   

«Wir bemühen uns, unsere Zulieferer für die Möglichkeiten zu sensibilisieren, die ihnen im Markt offenstehen, um umweltfreundlichere Lösungen zu realisieren», so Bhushan Patil, der Vertreter des Teams, der vor Ort den Energie-Workshop für Zulieferer koordinierte. «Zum jetzigen Zeitpunkt sind entsprechende Zielvorgaben noch nicht Bestandteil der Verträge mit unseren Partnern. Doch wir können ihnen Lösungen präsentieren, die wirtschaftlich attraktiv und gleichzeitig umweltfreundlich sind.»  

Im Workshop wurde eine Reihe nachhaltiger Alternativen aufgezeigt, beispielsweise Photovoltaikmodule vor Ort oder an externen Standorten, solarthermische Kraftwerke und Elektrofahrzeuge. Mit einer anderen Technologie, der Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung, kann der CO2-Ausstoss von Betriebsstätten um bis zu 50 Prozent gesenkt werden. Hierzu wird die Wärmeenergie aus der Verbrennung von Erdgas sowohl für die Kühlung als auch zur Beheizung und Stromerzeugung genutzt. Zudem stellte das Beratungsunternehmen Accenture eine Übersicht über energieeffiziente Geräte und Lösungen aus den Bereichen Motorentechnik, Beleuchtungstechnik und Stromversorgung sowie eine wegweisende Studie zur Steigerung der Energieeffizienz von Klimaanlagen vor.   

Über technische Lösungen hinaus war eine weitere zentrale Botschaft des Workshops, dass sowohl die indische Regierung als auch Novartis Geschäftsmodelle anbieten, mit denen sich nachhaltige Strategien kostengünstiger umsetzen lassen. Die indische Regierung hat beispielsweise ein Förderprogramm gestartet, mit dem das Umsteigen auf energieeffiziente Technologien wie etwa Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung und Photovoltaik stark gefördert wird.  

«Entscheidend ist das Wissen darüber, welche umweltfreundlicheren, kostengünstigen Lösungen möglich sind», so Patil. «Viele Zulieferer wissen gar nicht, dass diese Optionen auch auf ihrer Seite zu Kosteneinsparungen führen können. Auch dies war eine wichtige Botschaft des Workshops.»

Positiver Impulsgeber

Die genannten Beispiele sind nur die ersten Schritte einer Herkulesaufgabe, die es zu bewältigen gilt, um die Zielvorgaben für 2030 zu erreichen. Doch die Teams, allen voran bei NTO, haben bereits viel dazugelernt.

«Wir bringen immer mehr in Erfahrung, welche Lösungen in welchem Umfeld erfolgreich eingesetzt werden können. So schaffen wir ein Instrumentarium von Möglichkeiten für eine umweltschonende Wirtschaft, die wir andernorts bei ähnlichen Bedingungen einsetzen können», so Steffen Lang. «Dank dem Feedback unserer Zulieferer bringen wir mithilfe innovativer Nachhaltigkeitsprogramme in der gesamten Branche neue Standards auf den Weg.»  

Zu diesen Lösungen zählen nicht zuletzt innovative virtuelle Stromabnahmeverträge (VPPA). Mit solchen Verträgen können sich Novartis und ihre Zulieferer dazu verpflichten, Strom über einen bestimmten Zeitraum von Anbietern erneuerbarer Energien zu beziehen und so den Bau neuer Anlagen zu ermöglichen, zum Beispiel einen Windpark in Texas.   

«Novartis ermöglicht es ihren wichtigsten Lieferanten, umweltfreundlichen Strom zu Preisen einzukaufen, die sie alleine nicht aushandeln könnten. Wir stellen ihnen Know-how bereit und unterstützen sie dabei, Zugangsbarrieren wie etwa mangelnde Erfahrung zu beseitigen», so James Goudreau, Head of Climate bei Novartis. «Letztlich geht es darum, wie viel wir bewirken können, wenn wir unsere Bemühungen bündeln und uns alle gemeinsam für das Ziel der Nachhaltigkeit einsetzen – wir selbst sehen uns dabei als Impulsgeber für den Wandel.

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