Publiziert am 04/10/2021
Heute wird in den Städten um jeden Parkplatz gestritten. Jedes abgebaute oder umgezonte Parkfeld erhitzt die Gemüter. Es wird debattiert, als würde jeder aufgehobene Parkplatz die Existenz der ganzen Stadt infrage stellen.
Dabei war einmal alles ganz anders: «Ich bin halt ohne Verkehr aufgewachsen, was schön für eine Jugendzeit war. Man konnte Ballspiele auf der Strasse machen. Es kam nie ein Auto», erzählt der ehemalige Ciba-Mitarbeiter Paul Nickler von seiner Kindheit auf den Basler Strassen der 1930er- und 1940er-Jahre.
Als im umgrenzenden Europa der Zweite Weltkrieg tobte, wurden von der Armee alle entbehrlichen Fahrzeuge für die Landesverteidigung eingezogen. «Sie wissen ja, während dem Krieg hatte es in Basel zwei, drei Autos mit Holzvergaser, das war’s. Der Rest kam mit Ross und Wagen», erzählt Nickler, der 1947 seine Lehre bei der Ciba anfing.
Kaum war der Krieg vorbei, begann sich die Wirtschaft zu erholen. Statussymbol des neu gewonnenen Wohlstands war das Auto. Die Fahrzeuge wurden günstiger, und die Kaufkraft von Herrn und Frau Schweizer wuchs ebenfalls. Der Autoboom war lanciert: Zwischen 1950 und 1960 stieg die Anzahl zugelassener Personenwagen in der Schweiz von 146 998 auf 509 279, im Kanton Basel-Stadt von 8 469 auf 24 873. Ein Ende des Aufschwungs war nicht absehbar.
Für die Städte- und Verkehrsplaner stellte sich schon bald die Frage: Wohin mit all den Autos? Parkhäuser – das allererste wurde 1901 in London am Piccadilly Circus gebaut – galten als die praktikabelste Lösung des Problems. Auch für die damalige Ciba, zumal im Klybeckareal die Platzverhältnisse enger und enger wurden und gleichzeitig immer mehr Mitarbeiter mit dem Auto zur Arbeit kamen.
Ende der 1950er-Jahre nahm die Ciba die Herausforderung an und erteilte dem Architekturbüro Suter + Suter den Auftrag, ein Parkhaus zu konzipieren. Das 1963 fertiggestellte Gebäude besticht heute noch durch seine unnachahmliche Eleganz.
Konsequenterweise hat die Denkmalpflege des Kantons Basel-Stadt das stilbildende Bauwerk ins Inventar schützenswerter Industriebauten aufgenommen und beschreibt das Gebäude als «rhythmisierte(n) weisse(n) Kubus, der an die damals gerade aufkommende Minimal Art erinnert».
Zeitlose Eleganz aus einer Zeit, in der Autofahren und natürlich Parkieren noch so etwas wie ein Luxus war und kein Massenvergnügen, dem heute politisch und gesellschaftlich ein beträchtlicher Gegenwind entgegenbläst.