Ciba-Fabrikationshalle für Farbstoffe.
Der 20. Oktober 1970 ist ein schicksalhaftes Datum in der Basler Industriegeschichte. An diesem Tag mussten die Aktionäre von Geigy und Ciba über die Zukunft der beiden Firmen entscheiden.
Bei Geigy war die Spannung im grossen Festsaal der Mustermesse deutlich spürbar, als sich die Aktionäre am Vormittag trafen. Sollte ihr weltbekanntes und erfolgreiches Unternehmen nach über 200 Jahren seine Eigenständigkeit verlieren? Oder wäre ein Alleingang doch die bessere Lösung? Viele Mitarbeitende hatten Angst um ihre Stelle und waren keineswegs begeistert von den Fusionsplänen.
Schliesslich setzten sich der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung mit ihren rationalen Argumenten für die Fusion durch. Arbeitskräfte und Kapital liessen sich so besser nutzen, die geografische Verteilung des Geschäfts wurde ausgewogener. Ausserdem ergänzten sich die Produktsortimente beider Firmen sehr gut. Der Weg für die Basler Hochzeit, wie der Zusammenschluss bezeichnet wurde, war mit der Zustimmung der Geigy-Aktionäre frei. Nun fehlte noch das Votum von Ciba.
Zwei Stunden nachdem die Geigy-Aktionäre der Fusion zugestimmt hatten, sass der 28-jährige Ciba-Laborant Peter Schad im ersten Stock der Klybeck-Kantine. Hier trafen sich die Aktionäre seines Arbeitgebers, um ebenfalls über die Fusion abzustimmen.
Anders als bei Geigy herrschte bei der Ciba-Versammlung eine durchwegs positive Stimmung. Peter Schad erinnert sich noch gut an diesen Tag: «Bei Ciba waren eigentlich alle für die Fusion. Für uns sah es so aus, als ob wir die Geigy übernehmen würden, schliesslich sollte ja unser Verwaltungsratspräsident, Robert Käppeli, die neue Firma leiten.»
Mit der Annahme der Fusion durch die Ciba-Aktionäre war es dann so weit. Mehr als 100 Jahre nach der ersten Anilinfarbenproduktion im Klybeck entstand mit der Ciba-Geigy ein Weltkonzern mit über 70 000 Mitarbeitenden und mit Hauptsitz im Klybeck.
«Es war eine sehr spannende Zeit für die Mitarbeitenden», sagt Peter Schad. «In vielen chemischen Bereichen, wie etwa bei den Farbstoffen und Pflanzenschutzmitteln, war die Ciba-Geigy damals weltweit führend. Auch im Pharmabereich standen die Zeichen auf Wachstum, und wir hatten hohe Erwartungen an die Zukunft unseres Unternehmens.»