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Publiziert am 29/06/2021

Liebe Leserin, lieber Leser

Als Novartis 1996 durch den Zusammenschluss von Ciba-Geigy und Sandoz gegründet wurde, war der Aufschrei in der Bevölkerung gross. Die Fusion wurde als Bedrohung aufgefasst und als Bruch mit einer langen Tradition, die Basel mit einer fast natürlichen Selbstverständlichkeit als Chemiestadt gleichsetzte und in der die Dinge einem vorgegebenen Lauf folgten. Die Angst vor Veränderung und Arbeitsplatzverlust mischte sich mit dem Ressentiment, das Grossfirmen oft entgegenschlägt, und löste insgesamt heftige Kritik aus.

Die Gründer von Novartis waren von dieser Reaktion nicht überrascht und scheuten sich nicht vor der Verantwortung gegenüber der Bevölkerung und der Stadt. Der Blick war von Anfang an klar in die Zukunft gerichtet. Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung der Chemie, die einst mit ihren rauchenden Hochkaminen Basel geprägt und die Stadt über die Landesgrenzen hinaus bekannt gemacht und für Wohlstand gesorgt hatte, war vor 25 Jahren bereits im Rückgang begriffen. Ein Wandel war aus dieser Sicht unabdingbar. Die Fusion der beiden Firmen und der verstärkte Fokus auf die pharmazeutischen Aktivitäten gaben dem Unternehmen, aber auch der Stadt neue Wachstumsperspektiven.

Heute, ein Vierteljahrhundert nach der Fusion, lässt sich sagen, dass sich die Ängste grösstenteils als unbegründet herausstellten und dass es richtig war, einen Schritt nach vorn zu machen. Die Stärkung der pharmazeutischen Forschung und Entwicklung erwies sich als nachhaltiger Weg, auch weil sich Novartis im Unterschied zu den Vorgängerunternehmen während der sich beschleunigenden Globalisierung der 1990er-Jahre verstärkt international vernetzte und sowohl in den USA als auch in Asien neue Märkte aufbaute.

Der von Novartis früh forcierte Weg zur stetigen Innovation hat sich in den vergangenen Jahren weiter verstärkt. Investierten wir 1997 rund 2 Milliarden Dollar in die Forschung, so sind es heute jährlich rund 9 Milliarden Dollar, die wir für die Entwicklung neuer Therapien aufwenden. Dabei haben wir in den vergangenen Jahrzehnten nicht nur wichtige medizinische Meilensteine erreicht. Wir haben uns auch in Bereiche vorgewagt, die vor zwei Jahrzehnten kaum jemand für möglich hielt – sei dies Gentherapie, Nuklearmedizin oder künstliche Intelligenz.

Unsere Bereitschaft, in neue und oftmals mit hohem Risiko verbundene Tätigkeitsgebiete vorzustossen, ist ohne Zweifel auch unserer langen Geschichte geschuldet. Dieser verdanken wir es, dass wir auf Erfahrungen zurückgreifen können, in denen unsere Mitarbeitenden immer wieder schwierige Herausforderungen angenommen und mit Mut und Zuversicht neue und bahnbrechende Lösungen entwickelt haben.

Das Klybeck, der ehemalige Hauptsitz der Ciba-Geigy, ist Teil dieser langen Geschichte. Das weitläufige Areal haben wir 2019 an die Rhystadt AGund die Swiss Life verkauft, die es zusammen mit der Stadt Basel zu einem modernen Wohn- und Arbeitsquartier umgestalten werden. Wir bleiben mit diesem Stadtteil jedoch weiterhin verbunden, nicht nur historisch: In den nächsten Jahren werden wir hier auch weiterhin aktiv sein, vor allem im Bereich der biologischen Entwicklung und Produktion, die vor über 30 Jahren im Klybeck ihren Anfang nahm.

Als Unternehmen ist es wichtig, sich immer wieder auf die eigenen Wurzeln zurückzubesinnen. So gewinnt man Kraft, um auch schwierige Zeiten durchzustehen, und es eröffnen sich oft neue Perspektiven, wenn man bereit ist, aus der Vergangenheit zu lernen. Das Klybeck mag zwar aus heutiger Sicht für Novartis grösstenteils Geschichte sein. Doch die vielen industriellen und medizinischen Innovationen, die unsere Vorgänger hier entwickelt haben, sind für uns Ansporn und Vorbild zugleich. Aus dem Klybeck wurde mit der Farbenchemie nicht nur die industrielle Revolution mit vorangetrieben. Hier sind wir auch in neue medizinische Forschungsfelder vorgedrungen, die heute die Basis für die Zukunft bilden, sei dies in der Onkologie, der Biochemie oder der Schmerztherapie.

Im live-Magazin wollen wir einen Teil der langen und vielgliedrigen Geschichte des Klybeck in Erinnerung rufen. Diese Geschichte wollen wir uns selbst, aber auch der Bevölkerung vor Augen führen – als Erinnerung und zugleich als eine Art Festschrift, die nachzeichnet, was möglich ist, wenn man mit Mut und Zuversicht in die Zukunft schaut – gerade in so schwierigen Zeiten, wie wir sie als Gesellschaft aufgrund der Pandemie zurzeit erleben.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen des live-Magazins, das auch als Podcast aufbereitet wurde und durch den Sie die Basler Radiolegende Roger Thiriet als Erzähler begleitet.

Jörg Reinhardt

Präsident des Verwaltungsrats

“Hier Live. N°8 als PDF downloaden!”

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