Im Klybeck wurden nicht nur Farbstoffe, Chemikalien und Medikamente hergestellt. Hier wurden auch Patente, halbfertige Projekte oder Prototypen dazugekauft, weiterentwickelt und je nachdem im Klybeck oder in anderen Werken des Konzerns zur Produktionsreife gebracht.
Viele dieser Produkte gingen nicht nur um die Welt, sondern bis zum Mond und zurück. Ein Produkt, das für Furore sorgte, half beispielsweise dem NASA-Kontrollzentrum in Houston, den Überblick über die Mondlandemission von Apollo 11 zu behalten:
«Wir sind gerade mitten in – na ja, entweder Lachssalat oder etwas in der Art. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum wir Ihnen nicht sofort antworten.»
«Okay. Nun, wir wollen nicht …»
«Mein Kompliment an den Küchenchef, dieser Salat ist hervorragend.»
«Roger. Verstehen Sie, das ist der Salatlachs. Over.»
«So was in der Art, Lachssalat.»
«Da haben wir’s, der Lachssalat, sehr gut.»
Buzz Aldrins Komplimente an den Koch kamen aus der Apollo-11-Kapsel, die an diesem 21. Juli 1969 seit bald 29 Stunden auf dem Weg zum Mond war. Übertragen wurde die Mission im Kontrollzentrum in Houston auf über zwanzig grosse Bildschirme. Die Technik dazu hatte die Ciba mit den damals einzigartigen Grossflächenprojektoren Eidophor geliefert.
Das Eidophorsystem, das Übertragungen eines Fernsehsignals per Projektor auf eine Leinwand ermöglichte – ein Vorgänger der heutigen Beamer –, erfanden die ETH-Forscher Fritz Fischer und Edgar Gretener in den späten 1930er-Jahren und brachten es bis Ende der 1950er-Jahre zur Vorführreife.
Über die erste öffentliche Präsentation des Eidophors schrieb am 23. April 1958 die Neue Zürcher Zeitung in ihrer Technikbeilage: «Am 11. April wurde im Rex-Kino in Zürich das neueste Modell des Eidophorprojektors der Firma Edgar Gretener AG, Zürich, einem grossen Kreis geladener Gäste mit bestem Erfolg vorgeführt. Die Sendung wurde im Bellerive-Studio aufgenommen und mittels Rückstrahlverbindung über den Uetliberg auf die grosse Bildfläche des Rex-Kinos übertragen. Die Bildqualität entsprach in allen Teilen den Erwartungen.»
Die Ciba begleitete die Entwicklung des Eidophors durch die Gretener AG von Anfang an eng und übernahm die Firma nach dem Tod ihres Gründers Ende 1958. Einem breiten Fernsehpublikum wurde das Eidophorsystem erstmals am 30. Dezember 1963 vorgestellt. Die Sendung Antenne berichtete über den Einsatz des Eidophors an einer Auktion des Radiosenders Basel zugunsten der Stiftung Pro Infirmis. Die Auktion fand im Hof des Basler Rathauses statt und wurde mit zwei Kameras aufgenommen, deren Bilder über Eidophorprojektoren auf eine Vierzig-Quadratmeter-Leinwand über dem Auktionator projiziert wurden, um so die kleinen Auktionsgegenstände wie Marken und Münzen für das Publikum besser sichtbar zu machen.
Die Ciba selbst benutzte das Eidophor in erster Linie für medizinische Schulungen und Weiterbildungen. Es erlaubte beispielsweise, Operationen aus einer Klinik in den Hörsaal einer Universität zu übertragen. Aber auch populäre Anwendungen wie die Übertragung der Olympischen Spiele 1960 in die Kinosäle wurden möglich und erfüllten ein riesiges Bedürfnis, besassen doch damals nur wenige Haushalte einen Fernseher.
Das System wurde während der 1960er-Jahre stets weiterentwickelt und gipfelte 1970 in der Simultanübertragung eines medizinischen Fortbildungskongresses zu den Themen Krebsfrüherkennung und Weltraummedizin aus den USA. Noch im gleichen Jahr wurde das erste Eidophorfarbsystem vorgestellt. Doch der technische Fortschritt holte das Eidophor ein, das schon bald aus der Mode kam, als leichtere und handlichere Beamer den Markt im Sturm eroberten.