Nachdem im Juni 2013 mehrere Beschwerden über Geruchsbelästigung aus der Schweiz eingegangen waren, führte Novartis eine umfangreiche Untersuchung durch, um zu ermitteln, ob sich die Quelle der Geruchsbelästigung tatsächlich auf der Sanierungsbaustelle befand.
Text von Linda Bergsten, Fotos von Gregory Collavini
Hochkomplexer und entsprechend zeitintensiver Verladevorgang von 6000 Tonnen kontaminierter Erde pro Schiffsladung.
Publiziert am 01/07/2021
Nach einem Jahr Sanierungsarbeiten gingen im Juni 2013 die ersten Beschwerden über Geruchsbelästigung aus dem benachbarten Basler Stadtteil Klybeck ein, der direkt an der Schweizer Grenze in der Hauptwindrichtung der Sanierungsbaustelle liegt. Das Projektteam inspizierte den Standort, konnte jedoch keine Quelle für die Geruchsemissionen eruieren. Die Arbeiten wurden planmässig fortgesetzt.
Die verschiedenen HCH-Isomere haben unterschiedliche Geruchsschwellenwerte. Die US-amerikanische Behörde für toxische Substanzen und Seuchenregister (Agency for Toxic Substances and Disease Registry, ATSDR) beschreibt den Geruch von γ-HCH als leicht muffig; der Geruch von α-HCH hingegen wird als phosgenartig charakterisiert. Der Geruch des β-Isomers wird in offiziellen Berichten nicht beschrieben.
Ende August 2013 gingen weitere Beschwerden über Geruchsbelästigung von Novartis-Mitarbeitenden ein. Die Abteilung Health, Safety and Environment (HSE) von Novartis war von Anfang an in das Projekt involviert. Experten dieser Einheit prüften – wie bei den Vertragsverhandlungen vereinbart – die Ergebnisse der vom Dienstleister durchgeführten regelmässigen Luftmessungen. Seit Beginn des Sanierungsprojekts 2012 hatten diese Emissionsmessungen keine Überschreitungen der Emissionsgrenzwerte am Standort ergeben.
«Muffiger Geruch»
Am Samstag, den 31. August 2013, alarmierte die HSE-Abteilung die Feuerwehr und rief diese wegen der Meldung eines unangenehmen, als «muffig» beschriebenen Geruchs an den Standort. Ein Bagger mit Raupenketten voller Erde wurde als Quelle der Geruchsbelästigung ermittelt. Die Feuerwehr nahm verschiedene Luftproben und führte ausserdem Wischprüfungen von Oberflächen durch. Sie stellte TCB (20 µg / m3) sowie HCH-α-, -β- und -γ-Isomere in Nanogramm-Grössenordnung fest.
Die ermittelten Luftkonzentrationen lagen unter sämtlichen im französischen Präfekturbeschluss festgelegten Werten. Da sich Staub bei seiner Freisetzung verteilt, gelangte die HSE-Abteilung zum Schluss, dass in der Luft ausserhalb des Sanierungsgebiets mit hoher Wahrscheinlichkeit keine gesundheitsgefährdenden Mengen γ-HCH vorhanden waren. Die in der Luft gemessene TCB-Konzentration lag deutlich unter der für den Standort festgelegten maximal zulässigen Konzentration (Grenzwert 20 mg / m3), jedoch über dem für die Bevölkerung unbedenklichen Wert. Gemäss den Vorschriften der kanadischen Provinz British Columbia für kontaminierte Standorte beträgt der für die allgemeine Bevölkerung in Wohngebieten geltende Grenzwert 4 μg / m3.
Umfangreiche Untersuchungen
Nachdem die Feuerwehr TCB und HCH festgestellt hatte, gab die HSE-Abteilung von Novartis unter Aufsicht des Kernteam-Projektausschusses eine umfangreiche Untersuchung des Gebiets in Auftrag. Am 2. September 2013 wurden auf der Sanierungsbaustelle Proben entnommen. Dabei liessen sich neben den HCH-Isomeren noch andere Substanzen feststellen.
Ab dem 7. September 2013 führte man seitens der HSE-Abteilung tägliche Umgebungsluftmessungen durch. Neben den vier wichtigsten HCH-Isomeren konnten vier weitere chlorierte Verbindungen nachgewiesen werden, und zwar Di-, Tri-, Tetra- und Pentachlorbenzol. Die Luftmessung erfolgte zusätzlich zum bereits festgelegten Überwachungsplan. Das Probeentnahme- und Probeanalyseverfahren entsprach dem in der Arbeitsmedizin anerkannten Verfahren für Lindan der US-amerikanischen Bundesbehörde für arbeitsmedizinische Forschung (National Institute for Occupational Safety and Health, NIOSH).
HCH-Isomere und chlorierte Benzole konnten in unmittelbarer Umgebung der Sanierungsbaustelle, beispielsweise neben dem Eingangstor des Geländes, in der Luft nachgewiesen werden. Wie bei den von der Feuerwehr durchgeführten Messungen wurden auch bei diesen Messungen hohe Konzentrationen an TCB festgestellt. Die höchsten TCB-Konzentrationen mass man auf der Sanierungsbaustelle selbst (rund 37 µg / m3) und auf dem Novartis-Campus (rund 59 µg / m3).
Um die Situation schnell beurteilen zu können und um zu ermitteln, ob Staub in die benachbarte Schweiz gelangt war, entnahm man am 10. September 20 Tupferproben an verschiedenen Punkten in Basel von Oberflächen wie Mauern, Anlagen und Maschinen. Daraufhin erfolgte eine Analyse auf die vier wichtigsten HCH-Isomere hin. An 17 von 20 Probenentnahmeorten konnte dabei α-HCH und an 19 von 20 Probenentnahmeorten β-HCH nachgewiesen werden. Die gemessenen Konzentrationen lagen zwischen 0,28 und 1,717 µg / m2 bzw. zwischen 0,33 und 1,345 µg / m2. Die höchste Konzentration wurde am Eingangstor der Sanierungsbaustelle festgestellt; γ-HCH entdeckte man hingegen nur an einigen Stellen in unmittelbarer Nähe der Sanierungsbaustelle.
Zwei Tage später wurden während der Beladung des Frachtschiffs mit HCH-haltigem Erdreich weitere Proben entnommen, wobei hohe TCB-Konzentrationen von bis zu 606 µg / m3 nachgewiesen werden konnten. Die gemessenen HCH-Konzentrationen lagen jedoch unterhalb der Grenzwerte für den Standort.
Stopp der Arbeiten
Am 20. September 2013 gingen bei der HSE-Abteilung weitere Beschwerden über unangenehme Gerüche ein. Daraufhin wurden im Basler Stadtteil Klybeck weitere Luftproben vorgenommen. Anhand dieser Messungen gelangte man bei Novartis zum Schluss, dass HCH-haltiger Staub vom Sanierungsstandort mit dem Wind auf benachbartes Schweizer Gebiet geweht wurde und den Bereich ausserhalb des Sanierungsstandortes beeinträchtigte. Da sich diese Emissionen nicht kurzfristig reduzieren liessen, stellte Novartis die Sanierungsarbeiten am 24. September 2013 ein.
Vom Kanton Basel-Stadt und von Novartis durchgeführte Luftqualitätsmessungen zeigten, dass die von der Sanierung stammenden Geruchsemissionen und die Verbreitung von mit Lindan bzw. HCH kontaminiertem Staub nicht wie geplant hatten reduziert werden können. Ausgehend von diesen Messungen liess sich immerhin feststellen, dass der Standort zu keiner Zeit eine Gefahr für Mensch und Umwelt darstellte.
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