Publiziert am 06/09/2021
Alexander Clavel und seine Seidenfärberei wurden aus dem Stadtbann vertrieben, weil die Produktion und ihre Abfälle zum Himmel stanken. Also verlegte er sein Unternehmen 1864 ins Klybeck, das damals weit ausserhalb der Stadtmauern lag.
Nur kurze Zeit später wurden die Stadtmauern abgerissen, Basel begann, rasant zu wachsen: von knapp über 40’000 Einwohnern zu Clavels Gründerzeit bis auf weit über 100’000 im Jahr 1900. Die auf Clavel zurückgehende Chemische Industrie Basel, die Ciba, erhielt ab der Jahrhundertwende nach und nach wieder naserümpfende Nachbarn.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts hatte die zunehmend wachsende Nachbarschaft auch allen Grund, die Nase zu rümpfen. Die Abfälle wurden so entsorgt, dass uns hundert Jahre später noch die Haare zu Berge stehen. Der einzige aus heutiger Sicht vernünftige Weg war der Bau von Hochkaminen, die lange zum Stadtbild Basels gehörten.
Müllkippe Rhein
«Man muss wissen, dass man jahrzehntelang die Abfälle der chemischen Industrie einfach in den Rhein gekippt hat», schildert Paul Svoboda, Leiter der Abteilung Gewässer und Boden im Departement Wirtschaft, Soziales und Umwelt des Kantons Basel-Stadt, den damals üblichen Umgang mit Industrieabfällen.
«Dies war die einfachste und billigste Lösung. Die Behörden haben am Rheinweg, an der Dreirosen- und an der Elsässerstrasse sogar drei Rampen gebaut, um diese Abfälle in den Rhein schütten zu können. Anfang des 20. Jahrhunderts hat man dann zusätzlich noch eine Fähre in Betrieb genommen, um die Abfälle direkt in die Mitte des Rheins einzuleiten und sie so besser zu verteilen», ergänzt Svoboda.
Diese Art der behördlich bewilligten Abfallentsorgung führte dazu, dass sich die Lebensgrundlage der Rheinfischer an der Wiesemündung mehr und mehr verschlechterte, da die Fische unter der Verunreinigung litten und die Erträge entsprechend zurückgingen.
Das Problem wurde zunächst mit etwa vierzig Meter in den Rhein hineinreichenden Abwasserrohrleitungen und später mit dem Abkauf der Fischereipacht von den Fischern durch die chemische Industrie «gelöst». Die letzte Pacht dürfte 1951 an den ehemaligen Fischer Bürgin bezahlt worden sein.